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Das Warschauer Ghetto – Alltag und Widerstand im Angesicht der Vernichtung

Roth, Markus/Löw, Andrea

Das Warschauer Ghetto – Alltag und Widerstand im Angesicht der Vernichtung

Die Autoren Markus Roth und Andrea Löw geben in ihrem gut lesbaren, aber auch beklemmenden Buch einen Einblick in die Geschichte des von den deutschen Besatzern unmittelbar nach der Eroberung Warschaus eingerichteten Ghettos, von den ersten Verwaltungsakten bis hin zur Auflösung und zum Abtransport der letzten Bewohner in Vernichtungslager im Jahr 1943.

Roth und Löw beschreiben aber nicht allein die Politik der NS-Verwaltung gegenüber ihren jüdischen Opfern, sondern sie rücken gerade die Perspektive der jüdischen Menschen in den Mittelpunkt, die in diesem beengten und im Lauf der Zeit noch verkleinerten Areal der polnischen Hauptstadt zusammengepfercht waren. Dazu ziehen sie neben der umfangreichen Forschungsliteratur auch eine Vielzahl gedruckter und ungedruckter Quellen heran.

Sie nutzen Berichte von Überlebenden, Briefe, Tagebücher und vor allem die Materialien, welche Menschen im Ghetto selbst zusammengetragen und vor den Besatzern versteckt hatten, um der Nachwelt ein Zeugnis von den Verbrechen der Besatzer zu geben. Berühmt geworden ist das Untergrund-Archiv „Oneg Shabbat“, nach einem der wichtigsten Organisatoren der Arbeit auch „Ringelblum-Archiv“ genannt. Dieses wurde nach dem Krieg in das Jüdische Historische Institut Warschau verbracht, wo es seit 1997 Stück für Stück aufgearbeitet und publiziert wird.

In den einzelnen Kapiteln gehen die Autoren zunächst den äußeren Umständen der Einrichtung des Ghettos nach. Im zweiten Hauptkapitel wird die Geschichte des Ghettos bis Ende 1942 nachgezeichnet: die Organisation der jüdischen Verwaltung dort, die Arbeitsbedingungen, der Alltag zwischen Leben und Sterben und die Versuche, in Selbsthilfe die äußerste Not ein wenig zu lindern. Geschildert werden aber auch der Lebensmut und die eindrucksvolle Weigerung, sich die Menschlichkeit nehmen zu lassen, trotz des Ausgeliefertseins an die immer neuen Schikanen der Besatzer.

Seit Mitte 1942 wurde immer deutlicher, dass das Ghetto nur eine Zwischenstation auf dem Weg zur Ermordung aller seiner Insassen sein sollte. Alle Versuche des Judenrats, mäßigend auf die Besatzungsmacht einzuwirken, waren vergeblich. Als die Nazis von der Ghettoverwaltung forderten, einen Transport mit Kindern aus dem Ghetto zusammenzustellen, beging der Vorsitzende des Rates, Adam Czerniaków, am 22. Juli 1942 Selbstmord. Die im Ghetto verbliebenen Menschen, vor allem die Jugendlichen, wollten nicht kampflos aufgeben. Waffen waren ins Ghetto geschmuggelt worden, und in der Nacht vom 18. zum 19. April begann der Aufstand im Warschauer Ghetto. Die Kämpfer konnten die deutschen Besatzer nicht bezwingen, aber sie setzten ein Zeichen gegen das Unrecht. Nach dem Krieg wurde im ehemaligen Ghetto ein Denkmal für die Aufständischen errichtet. Es war dieses Denkmal, vor dem Willy Brandt bei seinem Besuch in Polen 1970 niederkniete und damit ein Zeichen der Versöhnung setzte.

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Rezension: Dr. Jürgen Heyde

Roth, Markus/Löw, Andrea
Das Warschauer Ghetto – Alltag und Widerstand im Angesicht der Vernichtung
Verlag C.H. Beck, München 2013, 240 Seiten, Buchpreis € 14,95
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Re|ha|bi|li|ta|ti|ons|zen|trum  auch:  Re|ha|bi|li|ta|ti|ons|zent|rum  〈n.; –s, –tren; Med.〉 Einrichtung, die der Rehabilitation dient … mehr

Dram|ma per Mu|si|ca  〈f.; – – –, –mae [–m:] – –; Mus.〉 Drama mit (eigtl. für) Musik, die früheste, in Oberitalien entwickelte Form der Oper [ital.]

♦ Di|plom|phy|si|ker  〈m. 3; Abk.: Dipl.–Phys.〉 Physiker mit abgeschlossener Hochschulbildung

♦ Die Buchstabenfolge di|plo… kann in Fremdwörtern auch dip|lo… getrennt werden.
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