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De Sade oder Die Vermessung des Bösen – Eine Biographie

Reinhardt, Volker

De Sade oder Die Vermessung des Bösen – Eine Biographie

Die Vermessung von Gut und Böse, genau dies unternahm der Marquis de Sade, wenn er in seinen Romanen unvorstellbare Grausamkeiten, sexuelle Perversionen und nicht enden wollende Spiralen der Gewalt ohne Erlösung durchspielte. Welcher Mensch steckt hinter diesen ungeheuerlichen Texten, und wie verhalten sich diese zu seinem eigenen Leben? Volker Reinhardt, Historiker an der Universität Fribourg/Schweiz, hat sich in seinem neuen Buch einer historischen Persönlichkeit zugewandt, die als Inbegriff des Bösen gilt, dabei aber historisch enorm wirkmächtig geworden ist; man denke nur an die Psychoanalyse, die die Bezeichnung Sadismus von seinem Namen ableitete, an die Surrealisten, die er inspirierte, oder an die 1970er Jahre, in denen de Sade als Vorkämpfer einer sexuellen Revolution gefeiert wurde. 1740 kam de Sade in Paris als Spross eines provenzalischen Adelsgeschlechts zur Welt. Nach einer militärischen Laufbahn ermöglichte ihm eine reiche Heirat ein von allen materiellen Sorgen freies und selbst für die Maßstäbe des 18. Jahrhunderts zügelloses Leben. Der ausgesprochen gut aussehende Marquis fiel nicht nur durch zahlreiche Beziehungen zu Schauspielerinnen und Kurtisanen auf, sondern lud zu Orgien auf seinen Landsitz Lacoste ein, misshandelte seine Opfer sexuell oder zwang sie zu gotteslästerlichen Praktiken. Mehrfach landete er deshalb im Gefängnis. Während seiner Kerkerzeiten in der Festung Vincennes bzw. der Bastille entstanden zahlreiche Schriften, unter anderem Reiseberichte und „Die 100 Tage von Sodom“. In den Wirren der Französischen Revolution 1789 befreit, schloss er sich den Jakobinern an, wirkte als Richter, geriet jedoch in Misskredit und wurde, wie auch mehrfach schon zuvor, zum Tod verurteilt, später dann begnadigt. Seine Eltern erreichten schließlich seine Unterbringung in der Irrenanstalt von Charenton-Saint-Maurice, wo de Sade 1814 starb. Volker Reinhardt hat eine gut recherchierte, in sachlichem Ton gehaltene und damit höchst informative Biographie de Sades verfasst. Es gelingt ihm, die historische Figur aus den zahlreichen Legenden und Mythen herauszuschälen und Leben und Werk zu trennen – ohne de Sade zu entschuldigen. Reinhardt zeigt, dass die Triebfeder der Schriften des Marquis der Nachweis war, dass es keinen Gott und keine Moral gebe, dass der natürliche Zerstörungstrieb des Menschen schließlich über allen kulturellen Firnis triumphieren müsse. Angesichts des staatlich sanktionierten Tötens, sei es unter der Guillotine oder in den späteren Kriegen, bleibt die Frage nach den Grenzen des Bösen im Menschen und in der Welt weiter aktuell.

Rezension: Dr. Heike Talkenberger

Reinhardt, Volker
De Sade oder Die Vermessung des Bösen – Eine Biographie
C.H. Beck, München 2014, 464 Seiten, Buchpreis € 26,95
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