DASS KINDER kleine Philosophen sind, weiß jeder, der vor ihren endlosen Warum-Fragen kapituliert oder ihr Staunen beobachtet, das Aristoteles als Beginn allen Philosophierens betrachtete. Brigitte Labbé und Michel Puech haben nun ein Philosophie-Buch für Kinder und wohl auch für deren Eltern geschrieben, das viele der großen Themen buchstäblich kinderleicht in Angriff nimmt: Leben und Tod, Gott und Götter, Freiheit und Unfreiheit, Glück und Unglück, Gut und Böse. Dabei geht es weniger um Antworten als um Anregungen ganz im Einklang mit Ludwig Wittgensteins Auffassung: Die Philosophie ist keine Lehre, sondern eine Tätigkeit. Und diese vollzieht sich hier ohne Ballast: Weder die fast 3000-jährige Philosophiegeschichte noch ein einziger Philosoph werden explizit genannt. Stattdessen gibt es ein kurzweiliges Potpourri von Alltagsbeispielen, Lebensfragen und Reflexionen sowie viele hübsche Karikaturen von Jacques Azam. Im Hintergrund bleiben dabei die Ansichten der Autoren das ist angenehm, denn sie sind zuweilen naiv, antiquiert und problematisch: etwa beim Versuch, die angebliche Willensfreiheit am Beispiel Rauchen zu erklären.
Rüdiger Vaas