Wie aber wurde der Krieg von den damaligen Zeitgenossen erlebt und erklärt? Zur Beantwortung dieser Frage wendet sich der Berliner Historiker Andreas Bähr der Deutung von Himmelszeichen zu. Im Mittelpunkt steht der „Winterkomet“ von 1618, der die Menschen beschäftigte und beunruhigte. War er ein Zeichen des göttlichen Willens, göttlicher Strafe? Oder was kündigte er an?
Der Glaube an die Macht der Sterne war keine alleinige Domäne der einfachen Menschen, ganz im Gegenteil: Astrologie und Astronomie waren keine getrennten Bereiche; renommierte Astronomen wie Kepler veröffentlichten Auslegungen, die einen direkten Einfluss des Kometen auf das irdische Geschick beweisen sollten. Wie sich darüber hinaus die Sterndeutung auf die Kriegsberichterstattung oder die Lebensentscheidung einzelner Personen auswirkte, wie die Himmelsbeobachtung nicht nur Schrecken auslöste, sondern zugleich auch gefühlte Gewissheit und damit eine Art von Sicherheit schuf, das alles liest sich bei Bähr so informativ wie unterhaltsam.
Leider geht Bähr nicht darauf ein, dass die politische Prognostik eine längere Tradition hat. So glaubten etwa Astrologen 1524, aus der damaligen Gestirnskonstellation nicht nur eine zweite Sintflut ableiten zu können, sondern sagten ebenfalls ein „Blutvergießen“ voraus, das man dann auf den Bauernkrieg bezog.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Andreas Bähr
Der grausame Komet
Himmelszeichen und Weltgeschehen im Dreißigjährigen Krieg
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2017, 302 Seiten, € 19,95