„Der Orientale” sei faul, verschlagen, sexuell enthemmt. So und ähnlich lauten die Stereotype, aus denen das Vorurteil des Westens über den Osten zusammengesetzt ist. Der Westen konstruiert dabei den Orient als Gegenbild und Kontrahenten, zwingt ihm sein eigenes Menschbild auf und spricht so der anderen, nichtchristlichen Kultur das Recht auf eine eigene Defition ab. Diese Sichtweise, „Orientalismus” genannt, spießt der in London lebende Pakistaner Ziauddin Sadar in seinem Buch „Der fremde Orient“ auf und zeigt, daß diese Haltung des Westens nicht nur den Islam und die Muslime betrifft, sondern sich auch auf Länder wie China, Indien und Südostasien ausdehnt. Er schildert ausführlich die Bildung des westlichen Vorurteils vom frühen Mittelalter bis in unsere Tage, wo es sich noch immer in Kunst, Literatur und Film, ja, sogar in Videospielen wie den „Siedlern“ manifestiert. Seine Argumentation ist dabei zum Teil nicht frei von Polemik; doch wer sich für den Orient aus nichtwestlicher Perspektive interessiert, der sollte sich diesem Buch zuwenden.
Rezension: Talkenberger, Heike