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Der Hellenismus – Der Hof und die Welt

Scholz, Peter

Der Hellenismus – Der Hof und die Welt

Wer in der Antike nach Parallelen zu dem sucht, was wir heute „Globalisierung“ zu nennen gewohnt sind, wird am ehesten im Hellenismus fündig: In der zuerst von Johann Gustav Droysen so bezeichneten, mit Alexander dem Großen beginnenden Epoche entdeckten die Griechen gewissermaßen die große weite Welt. Territorialstaaten ersetzten die Polis als Rahmen des politischen, aber auch des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens; der intellektuelle Horizont der Menschen weitete sich rasant.

Von Kultur ist in der neuen Gesamtdarstellung aus der Feder des Stuttgarter Althistorikers Peter Scholz eher am Rand, von Wirtschaft so gut wie gar nicht die Rede. Der Band aus der Reihe „Geschichte der Antike“ des Beck- Verlags stellt ganz bewusst die „traditionelle Dynastie- und Kriegsgeschichte“ in den Mittelpunkt – und das mit gutem Grund: Erstens ist das ereignisgeschichtliche Grundgerüst der Epoche heute kaum ohne weiteres vorauszusetzen, denn im Schulunterricht findet Hellenismus schlicht nicht statt. Zweitens bietet gerade der Hellenismus für die verschiedenen Spielarten von Krieg und Herrschaft Anschauungsmaterial in Hülle und Fülle.

Scholz kann also aus dem Vollen schöpfen. Ausgehend von der Grundkonstellation – der „wenig gefestigten, machtpolitisch weitgehend ungeordneten griechi-schen Welt“ des 4. Jahrhunderts v. Chr. –, beschreibt Scholz einprägsam und sprachlich geschliffen den Aufstieg Makedoniens, den Eroberungskrieg des „makedonischen Achill“ Alexander gegen das Perserreich und das Entstehen der hellenistischen Monarchien aus den Trümmern von Alexanders kolossaler, aber gleichsam im Rohbau befindlicher Schöpfung, die Scholz sich weigert, ein „Reich“ zu nennen: Lediglich eine „Herrschaft“ habe es gegeben, „die an seine Person, an seinen Willen und an seine kriegerischen Erfolge gebunden war“.

Zur Hochform läuft der Verfasser auf, wenn er die Verwicklungen der Diadochenzeit schildert: Sicher geleitet er seine Leser durch die unruhigen Jahrzehnte von Alexanders Tod bis zur Schlacht bei Kurupedion. Schließlich werden wir Zeugen der allmählichen Absorption der hellenistischen Welt durch die neue Macht im Westen: Rom.

Dass Scholz nicht vor fesselndem Erzählen zurückschreckt und sein Publikum auch ins Kampfgetümmel der endlosen, die hellenistische Welt erschütternden Kriege eintauchen lässt, mag konservativ sein; der neugierige Leser wird es ihm dennoch danken. Denn auch in Sachen Strukturgeschichte kommt er voll und ganz auf seine Kosten. Zwei eingeschobene Kapitel zu „übergreifenden Aspekten“ liefern knapp, aber in aller wünschenswerten Klarheit Hintergrundwissen zur hellenistischen Herrschaft und, im weitesten Sinn, Kultur.

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Atemlos liest man, wie sich, in den Fußspuren Alexanders, Reisende und Philosophen, die wir heute Wissenschaftler nennen würden, die Welt eroberten. Selbst das heute kriegs- und krisengeplagte Afghanistan war selbstverständlich Teil dieser Welt, wie Scholz an der Reise des Philosophen Klearchos von Soloi nach Ai Khanoum zeigt. Überhaupt kommen in diesem rundum gelungenen Buch immer wieder Menschen der Epoche zu Wort. Auch deshalb wird man beim Lesen den Eindruck nicht los, dass der Hellenismus, bei aller Distanz, eine Zeit ist, die unsere globale Moderne unmittelbar angeht.

Rezension: Prof. Dr. Michael Sommer

Scholz, Peter
Der Hellenismus – Der Hof und die Welt
Verlag C. H. Beck, München 2015, 352 Seiten, Buchpreis € 16,95
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