Ein Augenschmaus – all denen empfohlen, die noch unentschlossen sind, ob sie die übernächste oder schon die nächste Reise in den Norden Spaniens unternehmen sollen. Von Roncesvalles in den Pyrenäen bis nach Santiago im fernen Galicien stellt Natascha Kubisch etappenweise den Jakobsweg vor; nicht von ungefähr hat die UNESCO dieses einmalige Ensemble von Naturräumen und Kunstwerken in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Michael Imhof, Ulrike Schwarz und die Autorin selbst haben berühmte Kathedralen und ehrwürdige Klöster, unscheinbare Dorfkirchen und alte Brücken phantasievoll fotografiert; die Abbildungen sind gekonnt reproduziert. Zusammen mit übersichtlichen Plänen erlauben sie eine genaue Reisevorbereitung. Kenner und Liebhaber können Einzelheiten der Architektur, der Skulpturen und Wandmalereien studieren; anhand eines Stalaktitengewölbes mögen sie über Austauschbeziehungen innerhalb einer Kultur meditieren, die von Christen und Muslimen geprägt wurde. Man erfährt, was es mit Schildchen an Kapitellen auf sich hat; das „R“ weist etwa auf eine Rekonstruktion hin. Bedauerlicherweise bleiben aber große Teile des Textes hinter den Erwartungen zurück, die der Bildteil geweckt hat. Es stören die ungepflegte Sprache, Verstöße gegen Ausdruck, Grammatik und Rechtschreibung („Martamoro“); dazu kommen eigenwillige Wortschöpfungen („Apostolität“, „Richtbarkeit“), inhaltliche Verkürzungen (das Hospiz war weit mehr als ein Krankenhaus) sowie Unschärfen (der christliche Glaube als „Gegengewicht zu dem kontrovers ausgerichteten Islam“). Vor einer zweiten Auflage sollte der Textteil gründlich überarbeitet werden.
Rezension: Ohler, Norbert