Im zarten Alter von 19 Jahren hatte der hochbegabte indische Student die erstaunliche Behauptung aufgestellt: Wenn ein Stern von mehr als 1,4 Sonnenmassen ausbrennt, wird er endlos in sich zusammenstürzen. Subrahmanyan Chandrasekhar genannt Chandra hatte in seinen Berechnungen entdeckt, was man heute ein Schwarzes Loch nennt. Als er diese Erkenntnis 1935 bei einer Sitzung der Royal Astronomical Society vorstellte, wurde er vom damals führenden Astronomen Sir Arthur Eddington auf eine Weise lächerlich gemacht, die er sein ganzes Leben nicht vergaß.
Obwohl viele Kollegen wussten, dass Chandra recht hatte, getraute sich keiner, öffentlich gegen den einflussreichen Eddington Stellung zu nehmen. Anhand unzähliger Quellen, darunter Chandras berührender Briefe an seinen Vater in Indien, erzählt Miller die Geschichte des brillanten, aber empfindlichen und nachtragenden Chandra, der 1995 unzufrieden mit sich und der Welt starb obwohl er zwölf Jahre zuvor den Nobelpreis erhalten hatte.
Jurymitglied Reto Schneider, Neue Zürcher Zeitung