Ein wahrhaft abenteuerliches Leben präsentiert das Buch „Der Orientalist“. Es befasst sich mit dem Bestsellerautor Essad Bey, der unter dem Pseudonym Kurban Said den berühmten Roman „Ali und Nino“ (1937) publizierte.
Geboren wurde er 1905 im aserbaidschanischen Baku, dieser damals von Ölboom und Kosmopolitismus geprägten Stadt. Eigentlich hieß der Autor Lev Nussimbaum und war Sohn jüdischer Eltern, eines Ölmillionärs und einer Kommunistin – eine Herkunft, die Bey stets zu verschleiern suchte. Mit 15 Jahren floh er vor den Bolschewiken über Persien, Konstantinopel und Italien bis nach Berlin. Hier trat der Junge zum Islam über, wurde Orientexperte und Sachbuchautor. Als seine jüdische Abstammung entdeckt wurde, musste der glühende Antikommunist erneut fliehen und starb schließlich 1942 völlig mittellos in Italien.
Der amerikanische Journalist Tom Reiss lässt den Leser an seiner mit kriminalistischem Spürsinn betriebenen Spurensuche teilhaben. Er hat die Werke Essad Beys, vor allem aber seine unveröffentlichten letzten Notizbücher ausgewertet, greise Zeitzeugen befragt, Schauplätze aufgesucht. Farbigkeit und literarischer Schwung prägen seine Erzählung – das historische Zeitpanorama, das Reiss entwickelt, gerät manchmal jedoch zu holzschnittartig.
Rezension: Talkenberger, Heike