„St. Peter in Rom und das Prinzip der produktiven Zerstörung“, so lautet der Titel (und die These) einer Studie, die Horst Bredekamp 2008 dem wohl skandalträchtigsten Abrissunternehmen der abendländischen Baugeschichte gewidmet hat: der Zerstörung der alten, auf die spätantike Zeit des ersten christlichen Kaisers Konstantin zurückgehenden Peterskirche, mit der unter Papst Julius II. della Rovere im Jahr 1506 begonnen wurde.
An die Stelle der altehrwürdigen, über mehr als ein Jahrtausend hinweg immer weiter ausgebauten antiken Basilika trat der prächtige Neubau, an dem über 120 Jahre hinweg die bedeutendsten Architekten der Renaissance und des Barock beteiligt waren, von Bramante und Raffael über Michelangelo und Guglielmo della Porta bis hin zu Gian‧lorenzo Bernini.
Doch auch nachdem unter Urban VIII. Barberini im Jahr 1626 der Neubau feierlich geweiht worden war, gingen die Arbeiten an der Ausstattung von St. Peter weiter, entstanden Gemälde und Skulpturen, Grabmäler und Marmorverkleidungen – und eben auch eine Vielzahl von Mosaiken. Von den Besuchern des Petersdoms oft eher unbewusst wahrgenommen, tragen diese Mosaike, mit mehr als 10000 Quadratmetern die größte Mosaikfläche der Welt, wesentlich zum überaus prächtigen Gesamteindruck der Peterskirche bei.
Ein opulent ausgestatteter Band von Christof Thoenes, Vittorio Lanzani und Gabriele Mattiacci widmet sich nun diesen Mosaiken. In der exzellenten einführenden Darstellung der Baugeschichte von St. Peter verweist der in Hamburg lehrende Kunsthistoriker Christof Thoenes darauf, dass die Zeitgenossen den Abriss von Alt-St. Peter als „Trauma“ empfanden. Danach präsentiert der Band die Mosaiken mit hervorragenden Abbildungen und kenntnisreichen Beschreibungen. Er bietet die Möglichkeit, wesentliche Elemente der Ausstattung des Petersdoms im Detail zu betrachten, und liefert auf diese Weise einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis der Hauptkirche der katholischen Christenheit.
Rezension: Prof. Dr. Arne Karsten
