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Der unausweichliche Mensch

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Der unausweichliche Mensch

Was haben Kaffee, Tee und Kakao gemeinsam? Genau, Koffein. Doch obwohl die Pflanzen denselben Stoff produzieren, sind sie nicht miteinander verwandt. Kaffee steht Kartoffeln und Tomaten näher. Kakao Ahornbäumen. Und Tee ist noch weiter weg. Sie sind jedoch mit ihrem Koffein, einem ­komplexen Molekül, ein Beispiel für konvergente Evolution. Das heißt, dasselbe Problem wird mit ­derselben Lösung bewältigt. Mitunter finden sich solche ­Lösungen auf verschiedenen Kontinenten, zu verschiedenen Zeitaltern und manchmal sogar ­vergleichsweise schnell. Evolution ist eben das ­permanente Abklopfen auf Tauglichkeit.

Manche Menschen meinen, Evolution wäre etwas, das lang vergangen ist. Abgeschlossen, fertig, am ­Ende. Ihnen ist nicht bewusst, dass Evolution in etwa so starr und unbewegt ist wie ein Bällebad voller Kleinkinder, die mit Espresso abgefüllt wurden. Nur mit dem Unterschied, dass das Tempo ein anderes ist. Jonathan Losos ist Professor für Evolutionäre Biologie und zeigt, wie Evolution funktioniert. Und warum ganz verschiedene Arten ähnliche Tricks zum Überleben gefunden haben. Zum Beispiel Ameisen und Termiten: Obwohl beide nicht derselben Familie angehören, haben sie doch ein verblüffend ähnliches Zusammenleben entwickelt. Sie gründeten Staaten und betrieben unterirdische Landwirtschaft. Lang bevor unsere Art überhaupt von den Bäumen gefallen ist. Ein anderes Beispiel ist die Gottesanbeterin und der Fanghaft. Auf den ersten Blick könnte man sie genauso miteinander verwechseln wie den Igel mit dem Igeltenrek aus Madagaskar.

Auch der Mensch zeigt Zeichen konvergenter Evolution. Ursprünglich war die Art dunkelhäutig, sie kam aus Afrika und brauchte einen respektablen Sonnenschutz. Als sich Homo sapiens nach Norden aufmachte, war hellere Haut besser. Denn sie erleichtert die Produktion von Vitamin D. Hellere Haut entwickelte sich bei Europäern und Asiaten gleichermaßen, aber unterschiedlich; andere Mutationen im ­Genom sind die Ursache. Die dunkle Haut australischer Ureinwohner, ihr eingebauter Sonnenschutz, ist übrigens eine Weiterentwicklung der hellen Haut der ersten Einwanderer des Wüstenkontinents.

Die Liste konvergenter Evolution ist lang und exotisch und reicht bis in die letzten Winkel der biologischen Welt. Gleichwohl zeigt Losos auch Sonderlinge der Natur, die scheinbar das vorherrschende Muster der konvergenten Evolution durchbrechen. Angefangen von fantastischen Organismen aus dem ­Burgess-Schiefer bis zum Schnabeltier.

Sein Streifzug durch die Evolution gipfelt in einem faszinierenden Gedankenexperiment: Musste die Natur auf so etwas wie den Menschen kommen? Wie sähe die Welt aus, wenn die Dinos nicht von einem Asteroiden hinweggewischt worden wären? Gäbe es dann heute vielleicht ein Reptiloid statt eines ­Menschen, der mit Smartphone und Coffee-to-go durchs Leben schreitet? Ein Buch, so spannend wie das Leben.

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Jonathan B. Losos
Glücksfall Mensch
Ist Evolution vorhersagbar?
Hanser Verlag. 384 Seiten, 15 €

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