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Der wilde Mann von Teneriffa – Die wundersame Geschichte des Pedro Gonzalez und seiner Kinder

Zapperi, Roberto

Der wilde Mann von Teneriffa – Die wundersame Geschichte des Pedro Gonzalez und seiner Kinder

Was tun mit einem kleinen Wilden? Diese Frage trieb Heinrich II., König von Frankreich, im Jahr 1547 um. Ihm war gerade der zehnjährige Pedro Gonzalez geschenkt worden. Gesicht, Brust und Rücken des Fremden waren ganz mit dunkelblonden Haaren bewachsen, die nur am Hals weniger dicht wurden. Möglicherweise von französischen Korsaren aufgegriffen, über Brüssel an den französischen Hof gelangt, erklärte Pedro selbst auf spanisch, er sei aus Teneriffa und ein Abkömmling der dortigen Führungsschicht der Guantschen (der Ureinwohner).

Die Behaartheit des Pedro Gonzalez, der an der seltenen Krankheit Hypertrichose litt, und seine Herkunft von einer geographisch zu Afrika gehörigen Insel veranlaßten die Zeitgenossen, ihn als „Wilden“ zu betrachten, als interessante Ergänzung für die Hofmenagerie – neben Löwen und Dromedaren, die der König im gleichen Jahr erhielt. Persönliche Freiheit hatte Pedro als „Wilder“ nicht, so konnte man ihn einfach verschenken. Andererseits versuchte Hein-rich II., den kanarischen Adligen durch ein entsprechendes Erziehungsprogramm zu „zivilisieren“, wollte so das Menschliche in ihm stärken, ganz im Gegensatz zu anderen Personen am Hof, die ihm den Namen eines Lieblingshundes des Königs gaben.

Diese zwei Möglichkeiten, mit dem fremden Wilden umzugehen – Zivilisierung oder Ausgrenzung als Naturwesen –, bestimmten sowohl den späteren Umgang der Europäer mit Pedro und seinen aus der Ehe mit der Pariserin Catherine stammenden Kindern als auch die Handlungsweisen der Kinder, die an italienische Höfe kamen und dort kleinere Ämter erhielten. Einem Sohn Pedros gelang es sogar, sich in einer Nebenresidenz praktisch selbständig zu machen, als man ihn in Rom nicht mehr zum Vorzeigen brauchte. Ihm gelang es also weitgehend, die zugeschriebene Identität als Wilder abzulegen.

Die Geschichte des wilden Mannes von Teneriffa hat Roberto Zapperi geschrieben. Er rekonstruiert aus Archivquellen, Traktaten und den verschiedenen Porträts der kanarischen Familie detailliert die unterschiedlichen Sichtweisen der Zeitgenossen. Neben dieser beachtlichen Leistung wird sein Buch noch wertvoller, weil er auch die Emanzipationsversuche der Familie Gonzalez eruiert: Er erschließt sie aus Bildaufträgen, aus Notariatsakten und aus den Heiratsstrategien. Zapperi legt eine interessante Studie zur Frühzeit des europäischen Umgangs mit den „Wilden“ vor, bei der allerdings die Detailverliebtheit des Autors den Rezensenten zuweilen ermüdete.

Rezension: Dinges, Martin

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Zapperi, Roberto
Der wilde Mann von Teneriffa – Die wundersame Geschichte des Pedro Gonzalez und seiner Kinder
Verlag C. H. Beck, München 2004, 220 Seiten, Buchpreis € 19,90
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