In der Nacht zum 4. August 1914 marschierten deutsche Truppen in das neutrale Belgien ein. Zeitgleich drangen deutsche Soldaten auf französisches Gebiet vor. Schon wenige Tage später gingen Gerüchte über deutsche „Greuel“ an der Zivilbevölkerung um und wurden alsbald von der britischen, französischen und russischen Presse aufgegriffen. Doch auch die deutschen Soldaten beklagten sich über heimtückische französische und belgische Gewalttaten von „Franktireurs“ (Freischärlern), Schilderungen, die wiederum in der deutschen Presse ihren Widerhall fanden. John Horne und Alan Kramer, beide Historiker am Trinity College in Dublin, sind in einer umfassenden Studie den Ursprüngen der „Deutschen Kriegsgreuel 1914“ und ihrer propagandistischen Verarbeitung nachgegangen. Sie kommen zu dem Ergebnis, daß es sich keinesfalls um eine Propagandalüge der Entente handelte, sondern daß tatsächlich 6400 Zivilisten von deutschen Soldaten getötet wurden und daß von einem massiven Widerstand feindlicher Zivilisten, den die Deutschen zu ihrer Rechtfertigung anführten, nicht die Rede sein kann.
Rezension: Talkenberger, Heike