Wenn man an den Ersten Weltkrieg denkt, hat man meist Bilder von Soldaten mit Gasmaske in schlammigen Schützengräben vor Augen. Diese Szenen stehen oft für die Westfront in Belgien, Flandern und Ostfrankreich. Dabei gerät die weitaus größere Front im Osten und Südosten Europas beinahe in Vergessenheit.
Das Buch „Die andere Front“ des Fotohistorikers Anton Holzer präsentiert 520 bisher unveröffentlichte Fotografien aus dem Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek, verknüpft mit sehr ausführlichen Artikeln über einzelne Themenbereiche, wie zum Beispiel über die Organisation der Bildpropaganda, über die „Magie der Waffen“, die fotografische Inbesitznahme des Erbeuteten, über den Alltag des Fotografen, die Zensur oder über das Bild der Kriegsgefangenen.
Die Fotos wurden für die österreichisch-ungarische Kriegspropaganda aufgenommen; sie sollten ein geschöntes Bild des Krieges wiedergeben und von der Überlegenheit der k. u. k. Armee künden. Dennoch, der Schrecken des Krieges ist nicht zu verbergen: Er zeigt sich in den Gesichtern von Kriegsgefangenen und Flüchtlingen, besonders aber bei den Fotos von gefallenen Soldaten und hingerichteten Zivilisten.
Rezension: Schultze, Christopher