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Die deutsche Gesellschaft im Wandel der NS-Zeit

Dietmar Süß

Die deutsche Gesellschaft im Wandel der NS-Zeit

Über 70 Jahre ist das Ende des Zweiten Weltkriegs nun her, für die Jüngeren wirkt die NS-Zeit entrückt, ein entpersonalisiertes und einmaliges Ereignis der Vergangenheit, welches in der heutigen Gesellschaft undenkbar erscheint. Offenkundige Parallelen zu aktuellen politischen Bewegungen werden dabei ignoriert oder marginalisiert. Im Schatten der aufstrebenden rechtspopulistischen und nationalistischen Parteien und Gruppierungen in weiten Teilen Europas erscheint es daher wichtiger denn je, den Menschen die Beweggründe der damaligen Bevölkerung nahezubringen. Es gilt, die Anziehungskraft und Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Gesellschaft näher zu betrachten. Da Zeitzeugen zu verschwinden drohen, ist eine stringente und kohärente Analyse der deutschen Gesellschaft im Dritten Reich, welche dicht an persönlichen Erfahrungsberichten der damals lebenden Menschen gehalten ist, besonders wichtig. Solch eine Darstellung bietet der Historiker Dietmar Süß mit seinem neuen Buch „Ein Volk, ein Reich, ein Führer. Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich“, welches als Teil der von Norbert Frei herausgegebenen Reihe „Die Deutschen und der Nationalsozialismus“ erschien.

Süß legt den Fokus in seinem Werk neben der Gesellschaftsgeschichte auch auf die Struktur- und Alltagsgeschichte. In vier schlüssig unterteilten Kapiteln veranschaulicht der Autor, wie der NS-Staat eine auf Rassismus, Ausgrenzung und Gewalt beruhende „Volksgemeinschaft“ schuf. Ergänzt wird das Ganze durch Anmerkungen im Text, einige Bilder, eine Auswahlbibliographie sowie ein Personenregister. Dietmar Süß gelingt es fundiert darzulegen, dass der Nationalsozialismus breite Unterstützung in allen sozialen Gruppen fand und eine scharfe Abgrenzung zwischen „den Nationalsozialisten“ und „den Deutschen“ nicht möglich ist. Die individuellen Beweggründe werden, gestützt auf zeitgenössischen Quellen, nachvollziehbar aufgezeigt und belegen, dass Gewalt, Unterdrückung und die Politisierung des privaten Raumes zwar zur Unterstützung oder Duldung des Regimes beisteuerte, die Gesellschaft aber mehrheitlich freiwillig die Diktatur mittrug und nicht wenige von der Deportation und Ausplünderung der Juden sozial, beruflich und materiell profitierten. Dass es dem NS-Regime nicht darum ging, die soziale Ungleichheit zu beseitigen, kann der Autor stringent dokumentieren. Ebenso stellt Dietmar Süß eindeutig klar, dass spätestens ab 1942 die Mehrheit der Deutschen von dem Massenmord an den Juden wusste und ihn mitgetragen hat.

Leider wird auf aktuelle Forschungsdiskussionen nicht eingegangen, dies ist wahrscheinlich der Seitenvorgabe des Bandes geschuldet. Dafür zeigt der Autor abschließend auf, dass die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Gesellschaft weit über das Kriegsende hinausgehen, die Thematik also weiterhin aktuell ist. Dietmar Süß gelingt es, mit dem vorliegenden Werk eine ausgezeichnete, forschungsaktuelle und differenzierte Darstellung der deutschen Gesellschaft im Nationalsozialismus zu bieten, die allen Lesern wärmstens empfohlen werden kann.

Rezension: Marius Ellermeyer

Dietmar Süß
Ein Volk, ein Reich, ein Führer
Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich
Verlag C.H. Beck, München 2017, 303 Seiten, € 18,00

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