Dass Wissenschaftler so schnell nach einer revolutionären Entdeckung ein an Laien gerichtetes Buch darüber schreiben, ist ungewöhnlich. Und es kann schief gehen. In diesem Fall aber ist dem Autoren-Duo ein Bravourstück gelungen: chemisch exakt wie ein Lehrbuch, aber durch Zeichnungen und Vergleiche gut verständlich, dazu seitenweise spannend wie ein Krimi. Ganz einfache Lektüre ist es natürlich trotzdem nicht. Die vielen Abkürzungen und detailliert beschriebenen Experimente erfordern Konzentration, ein klein wenig mehr Zusammenfassung hätte nicht geschadet. Aber man verzeiht es dem Buch schnell – denn so stellt sich zunehmend das Gefühl ein, bei der Entdeckung hautnah dabei gewesen zu sein. Der zweite Teil mit dem Titel „Die Aufgabe“ ist weniger technisch, dafür erschreckend deutlich in seiner Schilderung der schier unendlichen Anwendungsformen der Technologie – von hypermuskulösen Rindern bis zur Heilung von Erbkrankheiten oder Krebs. Für Jennifer Doudna sind solche Möglichkeiten die Erfüllung eines Traums. Dennoch ist sie beim Blick in die Zukunft alles andere als unkritisch. Denn wozu CRISPR eingesetzt wird – auch bei dieser Erkenntnis kann der Leser die Protagonistin begleiten – liegt längst nicht mehr in der Hand der Erfinder. Die Technologie ist ein Werkzeug. Zu steuern, ob es zum Guten oder zum Schlechten dient, ist eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft.
Jennifer A. Doudna und Samuel H. Sternberg
Eingriff in die Evolution
Die Macht der CRISPR-Technologie
Springer. 265 Seiten, 19,99 €