DER KOPF EINER TAUFLIEGE mit ihren gewaltigen Facettenaugen und ihrem absonderlichem Rüssel wird zum abstoßenden Alien. Menschliche Haut, 360fach vergrößert, sieht aus wie verschrumpeltes Pergament. Und ein Katzenfloh ist getarnt als stacheliger Tannenzapfen. Das sind Momentaufnahmen aus der skurrilen Liliput-Welt des Fotografen Oliver Meckes und der Biologin Nicole Ottawa. Das Team, das sich als eye of science international einen Namen gemacht hat, benutzt meist ein Rasterelektronenmikroskop, um seine Objekte von der Ameise bis zum Aids-Virus tiefenscharf ins Bild zu setzen. Der opulente Bildband zeigt fast alles, was unter dem Mikroskop Platz findet: Insekten, Milben, Pilze, Blütenstaub, Bakterien, Viren, Kristalle und sogar Dinge des täglichen Lebens wie Stücke einer Regenjacke, eines Nylonstrumpfs oder eines Heftpflasters. Meckes und Ottawa haben die ursprünglich schwarz-weißen Fotos mit dem Computer eindrucksvoll koloriert. Der Leser bekommt alle nötigen Informationen zu den Bildern, auch die jeweils gewählte Vergrößerung und, in einem einführenden Text, eine Erklärung der Arbeitsweise der Mikrofotografen. Fehlt nur Eines: die Geschichten, die hinter den eindrucksvollen Fotos stecken. Wie erwischt man zum Beispiel Bakteriophagen dabei, wenn sie ein Koli-Bakterium entern? Woher bekommt man Fuchsbandwürmer, und wie lässt sich gefahrlos mit Ebola-Viren hantieren?
Klaus Jacob