Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie

Bjoern Weigel

Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie

Die Zeit der Weimarer Republik ist eine der meisterforschten Epochen der deutschen Geschichte. Dabei haftete ihr lange ein negatives Image an, geprägt von dem Blick auf das Scheitern der Republik und die ihr folgende NS-Diktatur. In der aktuellen Forschung ist dieser Blick einer kritischen, aber unvoreingenommenen Deutung gewichen, die die Epoche aus sich selbst heraus betrachtet. Auch der Historiker Bjoern Weigel bietet mit seinem Buch „Die Weimarer Republik. Politik, Kultur und Gesellschaft 1918–1933“ ein Überblickswerk auf aktuellem Forschungsstand an. Reich bebildert und anschaulich geschrieben, trägt es zu einem besseren Verständnis der ersten deutschen Demokratie bei.

Bjoern Weigel zeichnet in seinem Werk ein positiv konnotiertes Bild der Weimarer Republik und untersucht dafür politische, gesellschaftliche und kulturelle Aspekte. Mit Hilfe zeitgenössischer Quellen gelingt es dem Autor, ein Gesellschaftsporträt der Republik zu skizzieren und darzustellen, dass die Demokratie durchaus eine Chance hatte zu bestehen. Da die damals lebende Bevölkerung den zukünftigen Verlauf der Geschichte nicht ahnen konnte, schildert Weigel die Ereignisse, Handlungen und Entwicklungen vor dem Hintergrund dieser Unkenntnis.

Die Demokratie war keineswegs die einzig denkbare Staatsform nach dem Ende des deutschen Kaiserreichs, doch schien sie zur Lösung der Probleme (dem Wunsch nach Frieden, Arbeit und Nahrung) am besten geeignet, so Weigel. Besonders während der wirtschaftlich erfolgreichen Jahre 1924 bis 1929 stand die Mehrheit der Deutschen hinter der Demokratie. Allerdings beruhte die Republik auf dem Fundament des verlorenen Krieges und dem als „Diktat“ empfundenen Versailler Friedensvertrag. Vor allem aber die gesellschaftlichen Probleme (Gewalt und Antisemitismus) und die Wirtschaftskrise trugen zu einem mangelnden Identifikationspotenzial bei. Erschwerend kam hinzu, dass die Deutschen, insbesondere die Politiker, wenig erfahren mit Demokratie und Freiheitsrechten waren sowie, dass alte Normen und Werte mit dem Ende der Monarchie wegbrachen und erst wieder neu verhandelt werden mussten. Viele empfanden ein kulturell, ethnisch und sprachlich einheitliches Staatsvolk als Ideal, doch in der Realität bestand die Weimarer Republik aus einem gesellschaftlichen Pluralismus. Dass die Republik trotz der genannten Probleme stets eine Perspektive hatte und der demokratische Parlamentarismus die NS-Diktatur hätte verhindern können, legt der Autor in seinem Buch plausibel da.

Weigels Werk ist schlüssig in fünf chronologisch aufeinanderfolgende Kapitel unterteilt und wird ergänzt durch Bildnachweise sowie ein Literaturverzeichnis, auch wenn dieses recht spärlich ausfällt und Anmerkungen im Text leider fehlen. Auf aktuelle Forschungsdiskussionen geht der Autor nicht ein. Auch wenn sich das Buch an eine breite Öffentlichkeit wendet, wären einige Ausführungen dazu trotzdem wünschenswert gewesen. Aufgrund der geringen Seitenzahl des Bandes können viele Thematiken nur kurz angerissen werden. Dafür ermöglichen 120 Abbildungen einen sehr intensiven Einblick in die damalige Zeit. Für eine ausführlichere, eher wissenschaftliche Befassung mit der Weimarer Republik sollte lieber weiterhin zu dem Buch von Eberhard Kolb „Die Weimarer Republik“ (2013) aus der Reihe „Oldenbourg Grundriss der Geschichte“ gegriffen werden. Wer allerdings einen ersten Eindruck von Politik, Kultur und Gesellschaft der ersten deutschen Demokratie erhalten möchte, dem sei dieser Band empfohlen.

Rezension: Marius Ellermeyer

Anzeige

Bjoern Weigel
Die Weimarer Republik
Politik, Kultur und Gesellschaft 1918–1933
Palm Verlag, 2017, 160 Seiten, € 24,95

Anzeige
DAMALS | Aktuelles Heft
Bildband DAMALS Galerie
Der Podcast zur Geschichte

Geschichten von Alexander dem Großen bis ins 21. Jahrhundert. 2x im Monat reden zwei Historiker über ein Thema aus der Geschichte. In Kooperation mit DAMALS - Das Magazin für Geschichte.
Hören Sie hier die aktuelle Episode:
 
Anzeige
Wissenschaftslexikon

Re|fri|ge|ra|ti|on  auch:  Ref|ri|ge|ra|ti|on  〈f. 20; Med.〉 Anwendung kühlender Mittel … mehr

Rhin|al|gie  auch:  Rhi|nal|gie  〈f. 19〉 Nasenschmerz … mehr

flug|un|fä|hig  〈Adj.〉 nicht fähig, zu fliegen; Ggs flugfähig … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige