Ethnologin, Widerstandskämpferin, Humanistin, all das war die 1907 geborene und 2008 verstorbene Französin Germaine Tillion. Sie gehörte zu den selbstbewussten jungen Frauen, die sich nicht mehr mit der üblichen Frauen‧rolle zufriedengeben wollten, studierte Ethnologie und brach zu mehreren Algerien-Reisen auf, um das Volk der Berber zu erforschen. 1940 gehörte sie dann zu einer Widerstandsgruppe der Résistance, wurde denunziert und ins KZ Ravensbrück verschleppt, wo später auch ihre Mutter interniert war. Gerettet wurde Germaine Tillion durch die „weißen Busse“ des schwedischen Roten Kreuzes (vgl. DAMALS 10-2015, Seite 6). Nach dem Krieg engagierte sich Tillion für die algerische Unabhängigkeit, später für die Rechte afrikanischer Frauen. Die fragmentarischen Lebenserinnerungen dieser faszinierenden Frau sind nun auf Deutsch erschienen. Ein Teil der Aufzeichnungen entstand in Ravensbrück. Bemerkenswert ist Tillions Beobachtungsgabe und Analysefähigkeit auch in dieser schwierigen Situation. Erschüttert erlebt sie ihre totale Rechtlosigkeit, ihr Ausgeliefertsein, bleibt aber doch Wissenschaftlerin: Sie sammelt möglichst viele Informationen über die Mithäftlinge und das Lagersystem, um das Grauen für die Nachwelt festzuhalten.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger