Wasserstoff basisdemokratisch
DER AMERIKANISCHE ÖKONOM, Politologe und Vielschreiber Jeremy Rifkin will eine Vision für die Zeit nach dem Öl liefern: Wasserstoff die neue Energie für eine gerechte Weltwirtschaftsordnung. Damit soll eine basisdemokratische Energieversorgung entstehen, in der jedermann mit Hilfe von Brennstoffzellen Energie produzieren und in ein weltumspannendes Wasserstoffnetz speisen kann. Rifkin nimmt dafür das Internet als Vorbild. Das Buch enthält einige lesenswerte Kapitel über die Geschichte und die sozioökonomische Bedeutung von Energie. Auch das Erdölzeitalter behandelt der Autor informativ. Rifkins eigentliche Argumentation aber hat Schwachstellen. Seine These etwa, dass Erdöl schon ab 2010 zur Neige gehen wird, ist umstritten und soll wohl politischen Druck erzeugen. Und warum eine Energieversorgung nun basisdemokratisch funktionieren soll, macht er auch nicht deutlich. Doch der größte Schwachpunkt ist: Wasserstoff ist kein Primärenergieträger wie Öl. Genau wie Strom muss er mit Hilfe anderer Energie erst erzeugt werden. Rifkin meint ohne weitere Analyse, das gehe mit Strom aus Sonne und Wind. Beides aber sind sehr verdünnte Energiequellen, deshalb teuer und mit großem Flächen- und Rohstoffbedarf. Eine weltweite Wasserstoff-Energieversorgung auf dieser Grundlage ist illusionär. Wasserstoff ist sicherlich ein vorzüglicher Sekundärenergieträger. Doch will man ihn günstig und ressourcenschonend erzeugen, führt kein Weg an der verpönten Kernenergie vorbei, ist meine Überzeugung. Es sei denn, die Kernfusion würde irgendwann funktionieren. Dann hätten wir eine echte Wasserstoffwirtschaft.
Heinz Horeis
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