In dieses Buch über die Hunnen hat der Autor Michael Schmauder, der 2008 maßgeblich an der Langobarden-Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum Bonn beteiligt war, seine Spezialkenntnisse der Völkerwanderungszeit eingebracht. Aus zwei Gründen ist die Publikation als besonderer Glücksfall zu bezeichnen: Der Verfasser behandelt erstens die europäische Hunnenzeit (375– 469) nicht bloß als Alternative zum spätantiken Römerreich, sondern er entwirft zweitens einen mehr als 2000-jährigen Längsschnitt. Damit stellt Schmauder die kurze Geschichte der Hunnen in Europa in den Rahmen einer langen Geschichte, nämlich der der reiternomadischen Angriffe auf Europa. Die Studie handelt also von Phänomenen, die mit den Kimmerern im achten vorchristlichen Jahrhundert begannen und mit dem Mongolensturm des 13. Jahrhunderts endeten. Dieses Kontinuum hatte übrigens schon die antike und frühmittelalterliche Ethnographie hergestellt: Es gäbe, so hieß es, keine neuen Barbaren, sondern die skythischen „Pferdebogener“, das heißt die Reiterkrieger mit ihren Reflex‧bögen, seien stets die gleichen geblieben. Noch um 900 werden die Ungarn so nach einem antiken Autor beschrieben, der seinerseits den (IV.) Skythen-Logos (Erzählung) des Herodot nachgeschrieben hatte.
Der Hauptteil des Buchs befasst sich mit dem eigent‧lichen Thema. Die Hunnen waren ein ethnisch schwer bestimmbares Steppenvolk, dessen Herkunft „fraglich“ ist. Sie kamen 375 nach Europa und lösten die großen Wanderungen, insbesondere die der gotischen Völker, aus. Nur neun Jahre, von 444 bis 453, herrschte Attila über sie. Er war trotz seines germanischen Namens „Väterchen“ ein Hunne asiatischer Abstammung, wie ein Augenzeuge berichtete. Entgegen seiner Fremdartigkeit blieb aber Attila der einzige Nicht-Germane, den die germanische Heldensage aufnahm. Seine Freigebigkeit und sein Feldherrnglück machten ihn zu einer Königsgestalt, die vielleicht nur noch von Dietrich von Bern übertroffen wurde.
Bleibt noch zu erwähnen, daß Schmauders „Hunnen“ didaktisch unaufdringlich und daher erfolgreich aufbereitet wurden und wunderschön bebildert sind.
Rezension: Prof. Dr. Herwig Wolfram