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Die Iden des März – Protokoll eines Mordes.

Strauss, Barry

Die Iden des März – Protokoll eines Mordes.

Barry Strauss beginnt das Protokoll über die Iden des März im August 45 v. Chr. Damals zog Caesar in Mediolanum ein, an seiner Seite Marcus Antonius, sein Großneffe Oktavian und Decimus Brutus, der ihn sieben Monate später seinen Mördern auslieferte. Die Geschichte endet im Januar 23 n. Chr. mit dem Begräbnis Junia Tertias, Halbschwester des Brutus und Witwe des Cassius, letzte Angehörige der adligen Familien, die Caesar getötet und von der Auferstehung der Republik geträumt hatten.

Vor Strauss’ Lesern paradieren die Häupter der großen Adelshäuser, gierig nach der Teilhabe an der Macht, die ihnen Caesar, Sieger im fünfjährigen Bürgerkrieg, vorenthielt oder nach seinem Gutdünken vergab. Strauss stellt sie einzeln vor, würdigt ihre familiären Bindungen, wiegt ihre Stärken und Schwächen und prüft ihre Motive, die sie zu Verschwörern machten. Und immer wieder Caesar, sein übersteigertes Selbstbewusstsein, seine Verachtung der Republik, seine monarchischen Allüren.

Strauss liebt starke Worte und Urteile. Caesar war ein „Macher wie kein anderer“, ein „Schlächter“, dessen Soldaten Millionen Menschen töteten, schuldig des „Völkermordes“ und eines „mörderischen Amoklaufes“ in Gallien, begierig nach der absoluten Mon-archie, umgeben von Schranzen und verbunden mit Kleopatra, Königin von Ägypten. Decimus Brutus ist „das As im Ärmel der Verschwörer“ und spielt die Rolle des „Wendehalses“, „ein noch größerer Verräter“ als Cassius und Marcus Iunius Brutus. Diese beiden aber, betont Strauss, „kämpften für das Gute“, verkörpert von der alten Republik, die, Caesar zum Trotz, noch lebendig war und gerettet werden sollte. Dies bewiesen die Ereignisse der Jahre nach den Iden des März – ihre Darstellung machen den dritten Teil des Buchs aus. In einer langen Folge von Sätzen, die mit „hätte“ beginnen, erklärt Strauss, warum Brutus und die Seinen die Republik hätten wiederherstellen können. Dafür hätten sie den Krieg gegen Oktavian und Brutus gewinnen, ihr Gegner beseitigen und „eine gewisse Zeit der Diktatur“ in Kauf nehmen müssen. Die hätte Rom benötigt, um „ein paar zusätzliche Reformen“ zu tätigen, die die Verwaltung des Imperiums durch „eine strikte Amtszeitbeschränkung für die Statthalter“ und „mehr Macht für die Provinzen“ verbessert hätten. Höhere Steuern für die Reichen und eine „Begrenzung der Rüstungsaus-gaben“ hätten zudem die Staatskasse entlastet und die Militärs gezähmt.

Am Ende wird Strauss zum Visionär. Er erblickt eine gerettete Republik mit einer verfassungsmäßigen Regierung, freien Wahlen und Redefreiheit, geführt von einer Elite, die auf die öffentliche Meinung hört. Daraus wurde bekanntlich nichts. Brutus und Cassius aber lehren nach Strauss bis heute, dass kein Diktator ruhig schlafen könne, solange sich die Menschen an ihre Namen erinnerten. Die Unabhängigkeitserklärung der USA hüllt sich in die römische Toga.

Wer von Strauss neue Einsichten in die Geschichte vom Ende des Diktators Caesar erwartet, wird enttäuscht. Wer zum Widerspruch reizende Unterhaltung schätzt, aber die Cicero-Trilogie von Robert Harris nicht lesen will, ist willkommen. Auf eine vertiefte Diskussion des Scheiterns der Republik an ihrer größten Leistung, dem Imperium, darf er nicht hoffen.

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Rezension: Prof. Dr. Werner Dahlheim

Strauss, Barry
Die Iden des März – Protokoll eines Mordes.
Konrad Theiss Verlag, Darmstadt 2016, 412 Seiten, Buchpreis € 29,95
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