Die zentralen Frauengestalten im Umfeld der römischen Machthaber bilden das Thema des von Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum herausgegebenen Werks „Die Kaiserinnen Roms“. Die Position der Kaiserin hat es im Grunde nie gegeben, denn das römische Kaisertum wurde lange als Republik verbrämt. Je stärker aber die Familie des Herrschers in den Mittelpunkt rückte und politische Macht faktisch erblich wurde, desto mehr konnten die weiblichen Mitglieder an Einfluß gewinnen und ihre Bedeutung für den Machterhalt der Männer steigern. Als Regentinnen für unmündige Erben traten sie schließlich in die erste Reihe; Kaiserin konnten sie jedoch nicht werden. Ihre Machtbasis war immer die Familie, nie der Staat. In der offiziellen Propaganda spielten sie trotzdem eine zentrale Rolle. Ein Frauenbild wurde konstruiert, bestimmte Topoi nach Bedarf abgedeckt. Es half, das Image eines Kaisers zu gestalten, konnte manchmal aber auch gegen ihn verwendet werden, wie überhaupt das Frauenbild der antiken Schriftsteller immer von Interessen geleitet ist.
Über die Rekonstruktion der sozialen und politischen Rahmenbedingungen für das Leben der kaiserlichen Frauen gehen die Autoren weit hinaus. Mit der integralen Behandlung der Bedeutung weiblicher Einflußnahme legen sie ein umfassendes Werk zur römischen Kaiserzeit vor, das den Anforderungen moderner Geschichtsschreibung in vorbildlicher Weise entspricht. Reich bebildert und packend geschrieben, eröffnet das Buch keineswegs nur dem breiteren Publikum einen ebenso zeitgemäßen wie spannenden Zugang zur römischen Geschichte.
Rezension: Dettenhofer, Maria H.