Die Geschichte der Dinge, der materiellen Kultur, hat vor dem Hintergrund globalgeschichtlicher Fragestellungen neuen Aufschwung erfahren. Anhand von Untersuchungen zu Baumwolle, Kunstgegenständen oder Seide können komplexe Handelsbeziehungen und Netzwerke, Umweltprobleme oder Aneignungsprozesse konkret greifbar werden.
Die Berner Professorin Kim Siebenhüner hat sich in ihrem theoretisch anspruchsvollen Werk mit Juwelen befasst. Kleinodien dienten dazu, Macht zu symbolisieren, und konnten als Geschenk, Erbstück oder Beute den Besitzer wechseln. Dadurch erhielt jedes Stück eine eigene Bedeutung, verbanden sich mit ihm Erinnerungen, Hoffnungen und Wünsche.
Juwelen kamen vor allem aus Indien. Am Hof der Moguln standen sie für den göttlichen Glanz der Herrscher. Reisende brachten im 16. Jahrhundert neues Wissen über die Preziosen mit nach Europa, womit sie Begehrlichkeiten weckten; die „Jagd nach den Edelsteinen“ begann. Untersucht wird der internationale Handel, in dem sich die Fugger ebenso wie jüdische Kaufleute engagierten. Schließlich landeten Juwelen auch in Bürgerhaushalten wie dem des Nürnbergers Willibald Imhof, dessen Beziehung zu seinen Schmuckstücken die Autorin analysiert.
Rezension: Dr. Heike Takenberger
Kim Siebenhüner
Die Spur der Juwelen
Materielle Kultur und transkontinentale Verbindungen zwischen Indien und Europa in der Frühen Neuzeit
Böhlau Verlag, Göttingen 2018, 425 Seiten, € 60,–