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Die Merowinger.

Scholz, Sebastian

Die Merowinger.

In diesem Jahr jährt sich die Geburt des Merowinger-Königs Chlodwig (466 –511) zum 1550. Mal. Er gilt als Begründer des fränkischen Großreichs und zugleich auch als einer der Stammväter des christlich-katholischen Europa. Sein Übertritt vom Glauben seiner Vorfahren zur römischen (also nicht-arianischen) Form des Christentums sorgte dafür, dass sich im Frankenreich jene enge Zusammenarbeit zwischen weltlicher Herrschaft und Amtskirche entwickelte, die man gemeinhin als typisch mittelalterlich ansieht.

Die Merowinger galten der älteren Forschung als typische Vertreter einer archaisch-gewalttätigen Lebensweise, die an die Stelle der römischen Hochkultur getreten sei. Gänzlich anders beurteilte Eugen Ewig diese Epoche, indem er die Kontinuitätslinien zwischen dem spätantiken Gallien und dem Frankenreich stärker konturierte, nachzulesen in seinem 1988 bei Kohlhammer erschienenen und mehrfach wieder aufgelegten Urban-Taschenbuch „Die Merowinger“. Im Verlagsprogramm wird es nun ergänzt durch den Band von Sebastian Scholz, der bereits 2012 im selben Verlag zusammen mit Reinhold Kaiser eine grundlegende und vor allem zweisprachige Quellensammlung zur Geschichte der Franken und der Merowinger vorgelegt hat.

Anders als Ewig mit seinem Schwerpunkt auf der politischen Geschichte legt Scholz großes Gewicht auf die kirchliche Entwicklung, insbesondere auf die kirchliche Gesetzgebung, die maßgeblichen Einfluss auf die Gesellschaft im Frankenreich ausgeübt hat. Selbstverständlich berücksichtigt er ebenfalls das weltliche Recht, die „Lex Salica“ und königliche Erlasse, wobei er auch beachtet, dass das römische Recht in Form des „Codex Theodosianus“ weiterhin gegolten hat. Aus dem Abgleich verschiedener Rechtstexte formuliert Scholz neue Einsichten über die Eindämmung der Blutrache als gemeinsames Ziel von Königtum und Kirche oder die soziale Struktur der Franken. Hier gelingt es ihm, komplizierte Forschungsdebatten in seine Darstellung zu integrieren, ohne dass darunter die Lesbarkeit seiner Ausführungen leidet.

Zu begrüßen ist auch, dass der Autor großen Wert auf die Entwicklung des Frankenreichs im 7. Jahrhundert legt, die noch einmal von einer intensiven Gesetzgebungstätigkeit von weltlicher und kirchlicher Seite, vor allem aber auch durch die sogenannte irische Mission geprägt war, die einen wichtigen Beitrag zu einer stärkeren Verchristlichung der Gesellschaft leistete. Mit dem allmählichen Niedergang der Merowinger und dem Aufstieg der karolingischen Hausmeier in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts endet das sehr gut konzipierte und flüssig geschriebene Buch, das sicher bald als Standardwerk für Forschung und Studium gelten wird.

Rezension: Prof. Dr. Matthias Becher

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Scholz, Sebastian
Die Merowinger.
Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2015, 342 Seiten, Buchpreis € 28,00
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