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Die Nekropolen im Vatikan

Liverani, Paolo/Spinola, Giandomenico/Zander, Pietro

Die Nekropolen im Vatikan

Rom, die „Ewige Stadt“, ist zugleich eine Stadt der Toten. In ihrer bald 3 000-jährigen Geschichte ist sie zum Beisetzungsort von Millionen Menschen geworden, und nach Millionen dürften auch die Grabmäler unterschiedlichster Formate zählen, die am Tiber errichtet wurden. Allerdings, nur ein Bruchteil von ihnen hat die Zeiten überdauert. Der Band von Paolo Liverani, Giandomenico Spinola und Pietro Zander stellt einen kleinen Ausschnitt der in Vielfalt und Formensprache eindrucksvollen römischen Memorialkultur in Hoch- und Spätantike vor. Um‧fangreiche Ausgrabungen im Vatikan in den letzten Jahren haben diese Zeugnisse zutage gefördert.

Es ist eine faszinierende Welt, die sich dem Leser in dem mit hervorragenden Abbildungen opulent ausgestatteten Band darbietet, faszinierend gerade in ihrer Vielfalt und Widersprüchlichkeit. Denn die Befunde der Grabungen verdeutlichen, wie wenig präzise die Jenseitsvorstellungen der heidnischen Antike waren. Nimmt man die Vielzahl der in der Spätantike auftretenden neuen Kulte hinzu, so wird das bunte Nebeneinander höchst unterschiedlicher Erinnerungsformen an die Verstorbenen verständlich. Das Christentum, das als jenseitsbezogene Erlösungsreligion ursprünglich nur wenig Interesse an einer irdischen Erinnerung an die Vorfahren besaß, brauchte lange, um aus den zunächst ganz selbstverständlich übernommenen heidnischen MemoriaMotiven eine eigene Formensprache zu entwickeln – erstin der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts finden sich Ansätze dazu.

Wie diese aussahen, und in welch selbstverständlich-friedlicher Nachbarschaft mit anderen Erinnerungskulturen sie sich dem spätantiken Besucher der Totenstädte präsentierten, davon wird der Leser anschaulich unterrichtet. Sehr viel weniger erfährt er leider von den geistesgeschichtlichen Hintergründen des Totengedenkens, die im Gegensatz zu den peniblen Bestandsaufnahmen der Grabungsbefunde kaum in Ansätzen, geschweige denn in einem einführenden oder abschließend-zusammenfassenden Essay vorgestellt werden.

So fällt das Urteil über den Band zwiespältig aus: Gerade weil er so eindrucksvolles Quellenmaterial kompetent und ausführlich präsentiert, vermisst man schmerzlich die erklärende Deutung, die dem Publikum die Zusammenhänge zwischen Jenseitsvorstellungen und Erinnerungskultur, zwischen der Welt der Toten und jener der Lebenden, kurz: die Relevanz eines zentralen Themas der Kulturgeschichte erläutert.

Rezension: Prof. Dr. Arne Karsten

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Liverani, Paolo/Spinola, Giandomenico/Zander, Pietro
Die Nekropolen im Vatikan
Belser Verlag, Stuttgart 2010, 349 Seiten, Buchpreis € 89,00
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Sa|men|far|ne  〈Pl.; Bot.〉 ausgestorbene Klasse der Nacktsamer mit echten Samenanlagen: Pteridospermae

Fel|der|wirt|schaft  〈f. 20; unz.; Landw.〉 ein System landwirtschaftlicher Bodenbewirtschaftung mit strenger Trennung von Acker– u. Wiesenland, bezeichnet nach der Anzahl der Felder, die in bestimmter Reihenfolge mit Früchten bebaut werden (z. B. Drei~)

tei|ler|fremd  〈Adj.; Math.〉 keinen gemeinsamen Teiler mit einer anderen Zahl aufweisend

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