Ihre Lebenswege kreuzten sich in Taschkent (Usbekistan) und Teheran: Josef, Lydia, Rachel, Avraham und Felix gehörten zu den rund 1000 jüdischen „Teheran-Kindern“, die nach der Besetzung Polens 1939 von dort über die Sowjetunion und Persien nach Palästina fliehen mussten. Dieses kaum bekannte Kapitel der Judenverfolgung schildert Jutta Vogel eindrücklich in ihrem Buch „Die Odyssee der Kinder“.
Viele der Betroffenen verloren ihre Angehörigen, andere wurden bewusst in die Obhut Fremder gegeben oder ausgesetzt, denn nur so bot sich ihnen die Chance zur Flucht: Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion wurden Waisenkinder, und nur diese, von dort mit Transportzügen evakuiert. Wegen der Einreisebeschränkungen im Irak, aber auch in Palästina erreichten die Kinder ihr Ziel nur auf dem beschwerlichen Seeweg über den Indischen Ozean und dank jüdischer Hilfsorganisationen.
Jutta Vogel verknüpft die Erinnerungen der Akteure einfühlsam mit dem historischen Kontext. Zugleich fragt sie nach den Folgen der Traumata durch die Flucht für die Überlebenden der zweiten und dritten Generation.
Rezension: Gnädinger, Constanze