Historische Studien zur Reformation haben in den letzten Jahren häufiger auch deren sozialhistorische Zusammenhänge und die Auswirkungen herausgearbeitet, die die Glaubensrevolution auf Mentalität und Lebenswirklichkeit der Menschen hatte. Hier ist insbesondere Diarmaid MacCullochs beeindruckendes Werk (München 2008, vgl. DAMALS 12-2008, Seite 59) zu nennen. Die Kirchenhistorikerin Athina Lexutt legt dagegen in ihrem Buch „Die Reformation. Ein Ereignis macht Epoche“ das Augenmerk fast völlig auf das Zusammenspiel von Politik und Theologie zwischen 1517 und 1580. Dabei kommt ganz Europa in den Blick. Eine nähere Betrachtung der Reformatoren Luther, Zwingli und Calvin sowie der evangelischen Bekenntnisse folgt. Hier gelingt ihr eine gute Einführung in die Glaubensvorstellungen des 16. Jahrhunderts, allerdings nur in diejenigen, die sich letztlich durchsetzten.
Die theologischen Konzepte anderer Reformatoren (wie Karlstadt, Müntzer oder Schwenkfeld) werden nicht ausführlicher dargestellt. Besonders unbefriedigend ist jedoch, dass Lexutt des Öfteren bei ihrer Beurteilung der historischen Geschehnisse allein die lutherische Perspektive einnimmt, statt die Anliegen auch der anderen historischen Akteure ernst zu nehmen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger