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Die Schweiz im Kalten Krieg 1945–1990

Thomas Buomberger

Die Schweiz im Kalten Krieg 1945–1990

Die mit den Randdaten 1945 bis 1990 eingefassten Jahrzehnte sind, wie alle Epochen, von verschiedenen Entwicklungstendenzen bestimmt und hatten zugleich doch auch eine Hauptprägung. Die bipolare Aufteilung der Welt in Ost und West bestimmte in hohem Maß das Klima dieser Zeit und das konkrete Handeln in den entgegengesetzten Lagern. Dies trifft auch für die Schweiz als ein neutrales, gleichwohl dem Westen zugeordnetes Land zu.

Die vorliegende Darstellung legt eingehend und streckenweise sehr ausführlich dar, wie sich die kleine Schweiz im großen Kalten Krieg verhalten hat bzw. wie die Schweiz auf globale Rahmenbedingungen reagiert hat. Der Autor schreibt diesem Umfeld eine gewisse Bedeutung zu, er zeigt zugleich aber auch, dass die Haltung des Landes stark durch innere Dispositionen bestimmt war. Auf dieselben äußeren Einflüsse reagierten nämlich die beiden großen Landesteile, die deutsche und die französische Schweiz, in unterschiedlicher Weise: Die deutsche Schweiz bildete einen wesentlich stärkeren Antikommunismus aus als die Suisse romande. Zudem kam es zu Gegenläufigkeiten, wenn etwa in Zeiten internationaler Entspannung in der Schweiz zusätzliche Verhärtungen eintraten.

Überraschenderweise entwickelte die Schweiz europaweit den stärksten Antikommunismus, weil man sich hier ohne realen Grund besonders bedroht fühlte, sowohl militärisch als auch ideologisch. Das ist erklärungsbedürftig, was dem Autor einleuchtend gelingt. Der phasenweise hysterische Züge annehmende Antikommunismus war nämlich im Grunde eine Fortsetzung der Abwehr der Bedrohung durch die totalitären Nachbarregime in den Jahren 1922 sowie 1933 bis 1945.

Sowohl in der Selbstbezeichnung der Schweiz als auch in der nachträglichen historiographischen Benennung ist von „Geistiger Landesverteidigung II“ die Rede. Statt gegen eine „braune“ glaubte man sich jetzt gegen eine „rote“ Gefahr stellen zu müssen. Zwar hatte der Kommunismus bereits in der vorangegangenen Phase zum Bedrohungsrepertoire gehört: Die in den 1930er Jahren auch „rote Pest“ genannte Gefahr hielt man im konservativen Milieu um 1941 sogar für stärker als die damalige Hegemonie durch die Achsenmächte. Eindrückliche Belege beleuchten die heftige ideologische Auseinandersetzung.

Buomberger bietet aber nicht nur eine Ideengeschichte, seine Ausführungen schließen militärgeschichtliche Aspekte mit ein und weiten sich mitunter zu einer Gesellschaftsgeschichte vor dem Hintergrund der Modernisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In besonders interessanten Passagen zeigt der Autor, wie die Erosion des traditionellen Lebens, der soziale Wandel, mit stereotypem Antikommunismus bekämpft wurde. Dabei wird allerdings nicht in nötigem Maß auf den Punkt gebracht, dass dem „zersetzenden Kommunismus“ angelastet wurde, was eigentlich Folge zunehmender Amerikanisierung war. Als Beispiel sei die um 1960 einsetzende Begeisterung für den deutschen Rock-’n’-Roll-Sänger Peter Kraus genannt.

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Das schmälert den Wert dieser Gesamtdarstellung aber keineswegs. Sie vermittelt ein vollständiges Bild der maßgebenden Akteure (auch im besonders interessanten Kapitel des sogenannten Osthandels) sowie der verschiedenen in diesem politischen Kulturkampf engagierten Organisationen. Das Buch gibt einen gut dokumentierten Überblick über eine bisher nur sehr punktuell erfasste Geschichte.

Rezension: Prof. Dr. Georg Kreis

Thomas Buomberger
Die Schweiz im Kalten Krieg 1945–1990
Verlag Hier und Jetzt, Baden 2017, 419 Seiten, Buchpreis € 32,99
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