In seinem Roman lässt der Astronom und Wissenschaftsjournalist Thomas Bührke Zeit und Wissenschaft lebendig werden. Gewiss, die Handlung ist größtenteils erfunden, doch die Art, wie über Gott und die Welt gedacht, diskutiert und geforscht wird, ist wahr. Aristarch hinterfragt, was als eherne Wahrheit gilt. Zu denken gibt ihm ein Zitat des Aristoteles, Gott schafft alles einfach. Wirklich? Warum propagierte der Philosoph dann ein ganz und gar nicht einfaches Weltbild, für das er Dutzende von Kreisen brauchte, die wiederum auf Kreisen liefen, um den Lauf der Planeten einigermaßen zu erklären?
Aristarch kommt zu der kühnen Erkenntnis: Im Mittelpunkt der Welt ruht nicht die Erde, sondern die Sonne. Doch er hat mit den gleichen Gegenargumenten zu kämpfen wie später Galilei, etwa: Wenn wir auf der Erde durch den Weltraum wirbeln, warum spüren wir keinen Gegenwind?
Die antike Parallele wird von Bührke fantastisch präsentiert: Galileis Verhör vor dem Inquisitionsgericht ist bei Aristarch ein Streitgespräch in der Gelehrten-Akademie. Die Parallele umfasst sogar die gefällten Urteile: Es war erlaubt, das Weltbild mit der ruhenden Sonne und der bewegten Erde als geschickte und nützliche Rechenmethode zu nehmen, doch zu behaupten, das sei die kosmische Wahrheit, war bei Todesstrafe verboten. Das Buch hilft zu verstehen, wie sich unser Weltbild gegen alle Widerstände entwickelt hat.
Wolfram Knapp