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Die Stadt im Westen – Wie Königsberg Kaliningrad wurde

Brodersen, Per

Die Stadt im Westen – Wie Königsberg Kaliningrad wurde

Das alte Königsberg gibt es nicht mehr. Diese „Weltbürgerrepublik“, wie Jürgen Manthey sie in seinem wunderbaren Buch über Königsberg (München 2006) nannte, ist Vergangenheit, ebenso Ostpreußen, dessen Zentrum einst die Stadt am Pregel war. Und dennoch existiert dieser Ort weiter: Mit der deutschen Kapitulation am 9. April 1945 fiel Königsberg in die Hände der sowjetischen Siegermacht und sollte fortan Teil der UdSSR und seit 1991 Russlands sein.

Per Brodersen untersucht den schwierigen Übergang von der deutschen Stadt Königsberg zum sowjetischen Kaliningrad. Jahrzehntelang hinter dem Eisernen Vorhang gelegen, war Königsberg für seine vertriebenen ehemaligen Bewohner ein versunkenes „Atlantis“, unerreichbar, von dem nur spärlich Informationen in den Westen durchsickerten.

Gleichzeitig fand ein vollständiger Bevölkerungsaustausch statt, verbunden mit einer ideologischen Sowjetisierung. Hier sollte – so der ideologische Anspruch – der ideale homo sovieticus ohne den Ballast der Geschichte prächtig gedeihen. Kaliningrad wurde wenigstens in der The‧o-‧rie zur „Inkarnation sowjetischer Moderne“. Man löschte bewusst die Erinnerung an das alte Königsberg aus.

Und dennoch sollten sich die Grenzen ideologischer Bevormundung allerorten zeigen. „Die alte Stadt wuchs in den Körper hinein, denn ihre Bauten wurden Fleisch und Blut der neuen Kindheit, sie wurden Teil der Denkweise der hier Ge-borenen. Im Augenwinkel, in den Poren, irgendwo im Hintergrund blieb die alte Stadt“, so zitiert Haug von Kuenheim in seinem Vorwort den Essayis‧ten Alexander Popadin.

In Brodersens lesenswerter Darstellung wird der schwierige Balanceakt zwischen staatlich verordneter historischer Amnesie und der täglichen Konfrontation mit Versatzstü-cken des alten Königsberg deutlich. Die Studie zeigt für den Zeitraum bis Anfang der 1970er Jahre, wie die Sowjetisierung der westlichsten Stadt des Imperiums scheitern musste – weil, und diese Frage bleibt auch für die Folgezeit spannend, das alte Königsberg an jeder Ecke durch die Neubaufassaden von Kaliningrad hindurchschimmerte.

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Rezension: Kossert, Andreas

Brodersen, Per
Die Stadt im Westen – Wie Königsberg Kaliningrad wurde
Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, 367 Seiten, Buchpreis € 39,90
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