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Die Wehrmacht – Feindbilder, Vernichtungskrieg, Legenden

Wette, Wolfram

Die Wehrmacht – Feindbilder, Vernichtungskrieg, Legenden

„Bekanntlich ist es eine Sache, in dicken Büchern die Ergebnisse langjähriger wissenschaftlicher Forschung vorzulegen, und eine andere, die darin enthaltenen Botschaften auch einer großen Öffentlichkeit bekannt zu machen,“ schreibt Wolfram Wette in seinem Buch „Die Wehrmacht. Feindbilds, Vernichtungskrieg, Legenden“, das recht präzise enthält, was der Untertitel seines Buches signalisiert. Er sucht zu zeigen, daß Antisemitismus und Feindbilder von Rußland, verstärkt durch Antibolschewismus, nicht erst seit 1933 zum Repertoire deutscher Soldaten gehörten. Er zeigt dies sowohl für die jeweilige Führung als auch für die kleinen Leute unter den Soldaten – und er macht das immer anschaulich an Beispielen. Die Feindbilder führten zu einer hohen Übereinstimmung der Wehrmacht mit nationalsozialistischen Denkformen und zu einem entsprechenden Handeln zumal im Ostkrieg. Gerade die wenigen Gegenstimmen auf der einen, die gelegentlichen Befehle zur strikteren Anwendung der entsprechenden, oft mörderischen Richtlinien auf der anderen Seite machen aber auch deutlich, daß es trotz des dominierenden aktiven Mitmachens Handlungsspielräume gab. In den Forschungskontroversen der letzten Zeit neigt Wette also eher zu einem ideologischen Interpretationsmuster, nicht zur Annahme einer situativen Ausnahmesituation für „gewöhnliche Männer“, von den Christopher Browning sprach.

Warum rufen derartigen, in den Grundzügen wissenschaftlich seit Jahrzehnten gesicherte Erkenntnisse bis in die Gegenwart hinein so viel emotionale Gegenreaktionen hervor? In der Beantwortung dieser Frage liegt wohl das wichtigste Verdienst von Wettes Buch: Es fand nach 1945 eine kollektive Selbstverleugnung und –rechtfertigung statt, die erst ganz langsam in dem gegebenen politischen Rahmen des Kalten Krieges andere und dem Vernichtungskrieg im Zweiten Weltkrieg angemessenere Erkenntnisse ins Bewußtsein treten ließ. Gerade den Nachkriegsgenerationen, aber auch denjenigen, die eine solche Aussage bis heute nicht wahrhaben wollen, sei die in klarer Diktion geschriebene, behutsam argumentierende Arbeit empfohlen, gibt sie durch ihre langen Zitate doch die Möglichkeit zu eigenem Urteil über die Geschichte der Wehrmacht und der auf sie bezogenen Geschichtspolitik bis in die Gegenwart hinein.

Rezension: Dülffer, Jost

Wette, Wolfram
Die Wehrmacht – Feindbilder, Vernichtungskrieg, Legenden
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2002, 384 Seiten, Buchpreis € 24,90
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