Wie kaum ein anderes Land hat Deutschland im 20. Jahrhundert tiefgreifende politische, wirtschaftliche und soziale Umwälzungen erlebt, die nicht zuletzt auch die Gruppe der „Reichen“ und ihr Vermögen betraf. Über reiche Personen, Familien oder Gruppen lässt sich jedoch schwer recherchieren, da nicht selten Reichtum „versteckt“ wurde und wird, die wirklich Reichen und ihr Vermögen also gar nicht so leicht zu fassen sind.
Über Reichtum als „Sozialphänomen“ ist ein anregender Sammelband erschienen, der in 16 Beiträgen verschiedene Aspekte des Themas beleuchtet. Was wissen wir über das Vermögen des ehemals regierenden Hochadels? Wie sah die Lebenswelt der Unternehmerfamilie Oetker oder der Filmstars in der NS-Zeit aus? Und gab es Reichtum in der DDR? Im Staatssozialismus durfte es per definitionem keinen Reichtum Einzelner geben, doch gab es Handlungsspielräume für Privatunternehmer und Gewerbetreibende. Sie verfügten auch am ehesten über die begehrten Devisen. Bevorzugt waren auch Personen mit Westvermögen, doch gab es insgesamt nur „relativen Reichtum“ im Vergleich zum deutlich wohlhabenderen Westen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Eva Maria Gajek/Anne Kurr/Lu Seegers (Hrsg.)
Reichtum in Deutschland
Akteure, Räume und Lebenswelten im 20. Jahrhundert
Wallstein Verlag, Göttingen 2019, 367 Seiten, € 42,–