Einen Schatz für Freunde historischer Spiele präsentiert Ernst Strouhal in seiner reizvollen Publikation. Der Band vereint 63 Spiele aus Europa, Nordamerika und Japan aus dem 18. bis 20. Jahrhundert. Es geht in Städte und ferne Länder, über Berg und Tal, durch Zeit und Raum und schließlich durch das Leben. Die Spielpläne beruhen meist auf dem alten „Gänsespiel“: Eine spiralförmige Bahn führt vom Start zum Ziel; die Spieler setzen ihre Spielfiguren nach den gewürfelten Augen. Genaue Spielregeln finden sich im Kommentarband.
Besonders beliebt wurden Reisespiele, bei denen man zunächst reale Landkarten als Spielplan verwendete. Spiele als Spiegel ihrer Zeit: Die Gestaltung der Reisespiele zeigt die jeweiligen kolonialen Interessen ihrer Schöpfer, und Expeditionen konnte man jetzt am Spieltisch veranstalten. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts fand der beginnende Tourismus seinen Niederschlag: Die Berge oder exotische Fernreisen lockten, während später im Spiel „Pyramid of History“ historische Räume durchschritten werden – vom Paradies bis zu Queen Victoria. Und so rennt man durch das Amsterdam von 1880, macht 1905 eine Reise mit dem Luftschiff vom Bodensee aus oder schafft 1888 eine Karriere vom Telegraphenboy zum Präsidenten der Vereinigten Staaten – ganz wie es dem amerikanischen Mythos entspricht.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger