Ein komplexes Bild der Wikinger, die lange nur als die grausamen Zerstörer angesehen worden sind, entwickelt der Mittelalter-Historiker Anders Winroth. Ja, die Wikinger seien zwar gewalttätig gewesen, doch zugleich hätten sie bedeutende religiöse, politische und kulturelle Leistungen befördert. Die intensiven Kontakte zwischen Skandinavien und Europa ließen Kunst und Kultur erblühen und brachten die Länder im Norden mit den Luxusgütern aus fernen Ländern in Berührung. Der von den Wikingern erbeutete Reichtum wiederum half, die politischen Verbindungen vor Ort zu festigen.
Der Autor versteht es, äußerst plastisch die Wikingerzeit auferstehen zu lassen. In szenischen Episoden lässt Winroth den Leser an dem Fest eines WikingerHäuptlings teilhaben, stürmt mit den kriegerischen Horden hinein in die bedauernswerte Stadt Nantes oder stellt das weibliche Familienoberhaupt Estrid Sigfastsdotter vor, die zahlreiche Runensteine für ihre Verwandten stiftete. Die Zeugnisse der materiellen Kultur der Wikinger, allen voran ihre robusten und schnellen Schiffe, nimmt Winroth ebenso unter die Lupe wie ihre Waffen oder die Schätze, die sie erbeuteten. Dazu aber widmet er sich intensiv der Literatur dieser Zeit und ihren faszinierenden Stoffen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger