Wissenschaftler streiten sich um ihre Ergebnisse und Interpretationen – auch die Geschichtswissenschaftler. Und wenn dies Zeithistoriker tun, bleiben die Auseinandersetzungen oft nicht auf die Experten beschränkt, sondern es entsteht daraus des öfteren eine öffentliche Debatte, in die sich nicht nur die Massenmedien einschalten, sondern auch die Zeitgenossen, die die Geschichte, über die gestritten wird, selbst erlebt haben. Damit können Geschichtsdebatten wichtige Aufschlüsse über die politische Kultur eines Landes, über sein Selbstverständnis und seine öffentliche Erinnerung geben.
Klaus Große Kracht stellt in seinem Bändchen mit dem schönen Titel „Die zankende Zunft“ die wichtigsten Kontroversen der Zeitgeschichtsschreibung nach 1945 dar. Kompetent und sachgerecht werden die Leser informiert, etwa über die Fischer-Kontroverse mit ihrer Problematisierung der deutschen Kriegszielpolitik im Ersten Weltkrieg, den „Historikerstreit“ über die Einzigartigkeit des Holocaust oder die „Goldhagen-Debatte“ um die Frage, ob die Deutschen „willige Vollstrecker“ der Nazi-Ideologie waren.
Rezension: Talkenberger, Heike