Mit der großen und wirklich sehenswerten Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (noch bis zum 2. September) ist Albrecht Dürer wieder einmal verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Die neue Dürer-Biographie von Thomas Schauerte, Leiter des Dürerhauses und der Graphischen Sammlung bei den Nürnberger Museen, liest sich nicht nur in diesem Kontext sehr gewinnbringend. Sie schildert sachkundig die Lebensstationen des Malers bis zu seinem Tod im Jahr 1528 und analysiert seine Hauptwerke. Schauerte kann sich auf eine Fülle von Quellen stützen: Nicht nur eine große Menge von Selbstbildnissen und anderen Bildern mit autobiographischen Kommentaren liegen vor, sondern dazu ein weit über 1000 Seiten umfassender Nachlass: Dürer pflegte eine für einen Handwerkersohn ganz ungewöhnliche Memorialkultur, mit der er durch seine Humanistenfreunde Konrad Celtis und Willibald Pirckheimer in Berührung kam. Den unerhörten Aufstieg Dürers zum selbst am Kaiserhof Maximilians I. umworbenen Künstler und zum international anerkannten Theoretiker kann der Leser staunend nachvollziehen, und doch: Es wird klar, dass intellektuelles Umfeld und künstlerische Einflüsse von Vorläufern und Zeitgenossen an dieser Entwicklung nicht unwesentlichen Anteil hatten.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
