Mit dem „Weltatlas der Kunst“ haben sich der Herausgeber John Onians von der Universi?tät von Norfolk und seine große Schar von Mitstreitern einem wahrhaft kolossalen Unternehmen verschrieben. Nicht mehr und nicht weniger als eine globale Gesamtschau der Kunstentwicklung von der Kunst der Jäger und Sammler in der frühen Eiszeit bis zur Avantgarde unserer Tage bietet das Werk. Die inhaltliche Fülle wird in sieben Kapiteln gebändigt. Ihnen voran steht jeweils ein orientierender Einleitungstext des Herausgebers; es folgt auf je einer Doppelseite die Schilderung der künstlerischen Entwicklung, bezogen auf bestimmte Regionen und Zeiträume. Im Mittelpunkt stehen je zwei Karten, die die Situa-tion im Land ebenso darstellen wie kulturelle Kontakte; hin-zu treten je zwei Abbildungen von Kunstobjekten und ein kompakter Text.
Es ist wohl unvermeidbar, daß bei einem derartigen Vorgehen einige Nachteile in Kauf genommen werden müssen. Dies betrifft vor allem die Darstellung sehr komplexer Kunstentwicklungen. Wenn etwa die Kunst in den nördlichen und südlichen Niederlanden zwischen 1500 und 1800 oder die im Italien der Renaissance auf einer Doppelseite vorgestellt werden, so kann der Text nur große Linien umreißen, und die Karten werden zu unübersichtlich. Der große Vorteil, der dieses Manko deutlich aufwiegt, liegt jedoch in der bewußten Abkehr vom Eurozentrismus. Es werden faszinierende Einblicke in Kunst- und Kulturräume eröffnet, die sonst vorwiegend nur über Spezialliteratur erschlossen werden können.
Rezension: Talkenberger, Heike