Der Märchenkönig Ludwig II. war „weder geisteskrank noch geistesschwach“. Zu diesem Urteil gelangt der Psychiater Heinz Häfner am Ende seiner interdisziplinären Biographie „Ein König wird beseitigt. Ludwig II. von Bayern“. Ludwig war im Gegenteil, so argumentiert zumindest der Autor, auch am Ende seines Lebens im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten. Es gibt eine Vielzahl von Biographien, die sich mit dem Leben des bayerischen Monarchen beschäftigen Heinz Häfner, ein Professor der Psychiatrie , wählt aber einen neuen Ansatz. Er untersucht das Leben Ludwigs unter historisch- psychiatrischen Gesichtspunkten.
Er zeigt einerseits an Hand der einzelnen Lebensphasen des Königs auf, welche Erlebnisse Ludwigs Psyche im Laufe der Jahre geprägt und verändert haben. Zudem analysiert Häfner die Gutachten des Psychiaters Bernhard von Gudden, von dem Ludwig einst für geisteskrank erklärt wurde und die anderen psychiatrischen Befunde aus der damaligen Zeit. Ludwigs Leben wird hierbei auch stets im Lichte der politischen und sozialen Entwicklungen seiner Zeit betrachtet, die das Leben des Regenten beträchtlich beeinflussten.
Durchaus schlüssig kommt Häfner zu dem Ergebnis, dass Ludwig eine Bausucht, eine homoerotischen Neigung und eine Sozialphobie, die sich unter anderem durch einen totalen Zahnverlust in seiner Jugend begründet, hatte. Dies habe aber seine Regierungsfähigkeit nicht beeinflusst. Vielmehr sei Ludwig für die bayerische Regierung untragbar geworden und musste deswegen von der Bildfläche verschwinden.
Häfners Buch basiert auf einer breiten Literaturgrundlage, der auch einige neue Quellen hinzugefügt werden konnten. Seine Arbeit wurde leider durch die Nachkommen des Hauses Wittelsbach erschwert, die nicht an einer endgültigen Auflösung der Rätsel um Ludwig II. interessiert zu sein scheinen.
Heinz Häfner legt mit „Ein König wird beseitigt. Ludwig II. von Bayern.“ eine für den Laien leicht verständliche Biographie des Märchenkönigs vor.
Rezension: Lange, Timo
