Im Gegensatz zum Genom ist das Epigenom nicht festgeschrieben wir können es ändern. Und dieser Teil ist mächtiger, als Fachleute noch vor wenigen Jahren glaubten. Ob und wie viel wir uns bewegen, ob wir rauchen, wie viel und was wir essen und trinken und wie wir unseren Alltag gestalten, all das beeinflusst die persönliche Epigenetik. Doch viele Schalter am Erbgut werden bereits vor, während oder kurz nach der Geburt eines Menschen dauerhaft eingestellt. Rauchen, falsche Ernährung und psychischer Stress der Mutter führen zu Veränderungen beim Kind, die sich später nicht oder nur mit Mühe rückgängig machen lassen. Manchmal sind diese Einflüsse sogar vererbbar.
Die Möglichkeit, dass Erfahrungen und Umweltfaktoren die nächste Generation biologisch beeinflussen, steht im Mittelpunkt des Buchs „Epigenetik“ von Bernhard Kegel. Der Biologe und Romanautor wirft einen kritischen Blick auf den Wissenschaftsbetrieb. Dabei geht er hart mit der Genomforschung ins Gericht. Der Fokus auf die Gene habe dazu geführt, das Erbgut als Kontrollin stanz des Lebens wahrzunehmen. Mit dieser verengten Sichtweise räumt Kegel genauso gründlich auf wie Peter Spork. Beide Autoren liefern gute Gründe, das Leben aktiv zu gestalten. Denn wir sind eben nicht die Sklaven unserer Gene.
Michael Lange