Der große Humanist Erasmus von Rotterdam (etwa 1466 –1536) hat sich immer wieder in seinem Leben zum Thema Krieg und Frieden geäußert. Wie Wolfgang Stammler in seinem Vorwort ausführt, habe Erasmus „unablässig mit der Frage nach Alternativen und Strategien“ gerungen, „wie sich das Schlimmste aller Übel, ein Krieg, am besten vermeiden ließe“.
Als tauglich sah er nicht von ungefähr ein Verfahren an, das „die Heiden“ praktizierten: sich zunächst einmal zu einem Gespräch zusammenzufinden. Das habe, so Stammler, dem Charakter des Erasmus entsprochen, der kein großer Prediger gewesen sei, der von der Kanzel herab seine Schriftauslegungen verkündet, und auch kein weltferner Gelehrter im einsamen Stübchen, schließlich kein provokanter Streiter (wie Luther), sondern einer, der den argumentativen Diskurs bevorzugt habe. Deshalb wurde Erasmus auch als „Apostel des Friedens“ bezeichnet.
13 Schriften des Erasmus zum Thema, aus dem Lateinischen neu übersetzt, stellt ein bibliophil ausgestatteter Band nun erstmals zusammen. Am bekanntesten ist die Schrift „Querela Pacis“, „Die Klage des Friedens“, in der sich der Frieden bitterlich über die zur Harmonie unfähigen Menschen beschwert. Drei informative Beiträge gehen den Friedensschriften voran: Nach einer Einführung von Theo Stammen beschreibt Volker Reinhardt die Haltung des Erasmus zur Politik seiner Zeit, während Mariano Delgado drei mögliche Grundhaltungen zu Krieg und Frieden in der Renaissance charakterisiert. Was bleibt von Erasmus heute? Vielleicht kommen seine Gedanken der tiefen Sehnsucht des Menschen nach Frieden und Harmonie entgegen, einer Sehnsucht, die so oft durch die realen Verhältnisse enttäuscht wird.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Wolfgang E. Stammler/Hans-Joachim Pagel/Theo Stammen (Hrsg.)
Über Krieg und Frieden
Die Friedensschriften des Erasmus von Rotterdam
Alcorde Verlag, Essen 2018, 541 Seiten, € 48,–