Peter Dinzelbacher und Werner Heinz widmen sich im vorliegenden Band der lange stiefmütterlich behandelten Epoche der Spätantike. In den letzten Jahren ist jedoch ein Wandel in der Historiographie spürbar: Mit einer gesteigerten Aufmerksamkeit ging auch die höhere Wertschätzung der Epoche einher, in der sich wesentliche Umbrüche vollzogen, die die Antike von Mittelalter und Neuzeit unterscheiden.
Während traditionell die Suche nach den Ursachen für den „Untergang Roms“ im Mittelpunkt stand, richtet sich die Aufmerksamkeit inzwischen stärker auf die Mentalitätsgeschichte. Die Autoren bemühen sich um eine umfassende Rekonstruktion der antiken Einstellung zum Ich, zur sozialen Umwelt und zur Natur. Christentum und sich wandelnde politische Verhältnisse bildeten den Rahmen für Veränderungen auf beinahe jedem Sektor: Körpergefühl, Religiosität, das Verhältnis der Geschlechter, aber auch das Gefühl für Ästhetik und die Erfahrung von Zeit waren betroffen. Eine erstaunliche Themenvielfalt und die Einbeziehung vieler Einzelinformationen verdeutlichen die Entwicklungen dieser Zeit. Die Texte sind durch schöne Abbildungen ergänzt.
Rezension: Enderle, Katharina