Schon viele haben sie fasziniert: die wohl um 1530 entstandenen Augsburger Monatsbilder. Geschaffen von unbekannter Hand, veranschaulichen sie in wirklichkeitsnahen Szenen den Jahreslauf der Menschen mit Arbeit und Ernte, Fest und Brauchtum. Aufbewahrt werden die kostbaren Bilder heute im Deutschen Historischen Museum in Berlin. Vielfältige Einblicke in den Alltag des frühen 16. Jahrhunderts scheinen die Bilder zu gewähren: Mode und Schönheit, Glücksspiel und Festmahl, Narrentreiben, Hirtenleben, Jagdszenen und Marktgeschehen ziehen vorbei. Und dennoch: Die Monatsbilder sind keine „Momentaufnahmen“ aus der damaligen Zeit. Sie orientieren sich an einem über Jahrhunderte hinweg überlieferten Bildprogramm und thematisieren weder die religiösen noch die sozialen Umbrüche der Zeit. In ihren originellen Bildideen, treffenden Personendarstellungen und erkennbaren Bezügen zur Stadt Augsburg aber lassen sie doch die vergangene Welt der Renaissance aufscheinen, wenn man die Bilder zu „lesen“ versteht. Hierbei helfen die vertiefenden Begleittexte und Bilderläuterungen des Bandes, dessen Bildqualität leider bisweilen zu wünschen übriglässt.
Rezension: Talkenberger, Heike