Ohne Zweifel gehört die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen zu den großen Herausforderungen der Gegenwart. Philipp Ther, Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien, schildert in seinem neuen Buch Fluchtursachen und das Schicksal von Flüchtlingen in historischer Perspektive. Er unterscheidet dabei zwischen Glaubensflüchtlingen, denjenigen, die vor nationalistischer Gewalt flohen, und politischen Flüchtlingen. Im kurzen Kapitel zu den Glaubensflüchtlingen finden wir etwa Ausführungen zu den Hugenotten. Jüdische Flüchtlinge waren von religiöser Intoleranz ebenso betroffen wie von Maßnahmen zur „ethnischen Säuberung“. Durch Kriege und Revolutionen wurde eine Vielzahl von Menschen entwurzelt, doch auch die verzweifelte Flucht vor oder aus Diktaturen wie der DDR oder Polen 1980/81 prägte das 20. Jahrhundert. Ther sieht jedoch ebenso Hilfe und Solidarität, die die Flüchtlinge in ihren Aufnahmeländern erfuhren. Insgesamt betont er vor allem die langfristig positiven Folgen der Migration für die jeweiligen Aufnahmeländer. Dies wird ihm zur Blaupause für eine Beurteilung der gegenwärtigen Lage.
Ther wird hier nicht jeden überzeugen, denn die recht holzschnittartige Darstellung aktueller Probleme wird der komplizierten Gemengelage von Integrationshindernissen und -chancen nicht unbedingt gerecht.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Philipp Ther
Die Außenseiter
Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2017, 436 Seiten, € 26,–