Ein Machtmensch, ein Polarisierer, ein Volksverhetzer, diese und viele andere Urteile gibt es über Franz Josef Strauß. Untermalt von bayerischer Blasmusik, bieten die beiden CDs von Jürgen Roth nicht nur jede Menge O-Töne des Schwergewichts der CSU, sondern es kommen viele Zeitgenossen zu Wort, allen voran Strauß’ Kontrahenten von der SPD. So leben die turbulenten Parlamentsdebatten früherer Zeiten, insbesondere die Rededuelle mit Herbert Wehner, wieder auf. Strauß’ Diktion war oft vom Kalten Krieg geprägt. Zitat: „Was nützt uns die Sozialpolitik, wenn die Kosaken kommen?“
Ergänzt werden die Tondokumente durch eine fundierte Darstellung des Werdegangs von Strauß. 1915 als Sohn eines Metzgers geboren, gehörte Strauß dem Deutschen Bundestag von 1949 bis 1978 und nochmals 1987 an und bekleidete verschiedene Ministerämter. Von 1978 bis 1988 war er Ministerpräsident Bayerns. Immer wieder wurden seine enge Verbindung zur Industrie, sein „Amigo-System“ oder seine Aktionen am Rand der Legalität heftig kritisiert.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger