Schaut man auf die Situation von Frauen in der DDR, so scheint zunächst alles klar: Sie waren gleichberechtigt, konnten ihr eigenes Geld verdienen, gern auch in Männerberufen, wurden zur Weiterbildung angehalten, und zur Unterstützung ihrer Berufstätigkeit gab es genügend Kinderbetreuungsplätze. Anna Kaminsky aber hat tiefer gebohrt und beschreibt, was es bedeutete, als Frau in der DDR zu leben.
Die Autorin schaut auf Politik und Arbeit, Partnerschaft und Familienplanung, auf Frauen in Literatur, Film und Sport oder auf politische Oppositionelle. Probleme und Defizite gab es viele: sei es bei der Vertretung von Frauen in politischen Gremien, sei es bei der Befolgung der Maxime „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ oder bei der Weiterbildung, die viele Mütter überforderte. Zwar ließ die – im Vergleich zur frühen Bundesrepublik, in der die Frau im Haus zu bleiben hatte – größere finanzielle Eigenständigkeit die Frauen in der DDR selbstbewusst und unabhängiger werden, doch andererseits fühlten sich viele zwischen ihren verschiedenen Rollen und konkurrierenden Erwartungen zerrissen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger