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Friedrich der Große – Der König und seine Zeit

Kunisch, Johannes

Friedrich der Große – Der König und seine Zeit

Eine neue Gesamtwürdigung Friedrichs des Großen und seiner Zeit ist schon seit langem ein Desiderat der Forschung. Um so erfreulicher, daß Joachim Kunisch eine solche als Bilanz seiner jahrzehntelangen Arbeit jetzt vorgelegt hat. Herausgekommen ist ein verständlich geschriebenes Porträt Friedrichs, das den König wohltuend nüchtern und aus seiner Zeit heraus betrachtet.

Dabei bezieht der Autor auch neueste Thesen in seine Darstellung ein, wie etwa jene, nach der Friedrich das Scheitern seines Fluchtplans im August 1730 selbst einkalkuliert habe und es sich dabei um eine bewußt herbeigeführte Zuspitzung des Machtkampfes mit seinem Vater gehandelt haben könnte. Aus der Zeit heraus beurteilt Kunisch auch Friedrichs Überfall auf Schlesien und die darauf folgenden Kriege, denen er zu Recht breiten Raum gibt. Für Kunisch ist Friedrich „eine Ausnahmeerscheinung unter den Heerführern des 18. Jahrhunderts“, auch wenn er „keinen neuen, das Erscheinungsbild bewaffneter Konflikte grundlegend verändernden Prinzipien gefolgt ist“. Der große Unterschied zu seinen österreichischen und russischen Gegenspielern bestand darin, daß „der König als oberster und keineswegs entrückter Kriegsherr“ mitten unter seinen Soldaten war. Die Gegenwart des Königs hatte aber nicht nur Auswirkungen auf die Moral der Truppe, sondern auch auf die Art der Kriegführung. Während seine Kontrahenten in ihrer Abhängigkeit von Herrscher und Kabinett „nur Maßnahmen ergreifen durften, deren Risiko absolut be?rechenbar erschien“, mußte sich Friedrich um solche Rücksichten nicht kümmern. Es ist die sich daraus ergebende „zupackende Entschlossenheit“, die Friedrichs Überlegenheit und Ruf mit ausmachte.

Natürlich muß sich auch Johannes Kunisch der Frage nach der historischen Größe Friedrichs stellen. Doch nennt er diese „eine fiktionale Kategorie, die allenfalls eine Annäherung an ein historisches Individuum ermöglicht“ und die somit weder für die Deutschen noch für die Weltge?schichte beantwortet werden könne. Für Kunisch liegt der „unbestreitbare Rang“ Friedrichs in dessen Herrschaftsauffassung, die „sich hingebungsvoll und uneigennützig an den Erfordernissen der preußischen Monarchie orientierte“. Daß der „Alte Fritz“ sich standhaft weigerte, gesellschaftliche oder künstlerische Entwicklung wahrzunehmen, und seine Herrschaft so in Stagnation endete, übersieht der Autor trotz aller Anerkennung nicht.

Mehr zum Thema Preußen: Uwe A. Oster, Der preußische Apoll. Prinz Louis Ferdinand von Preußen 1772–1806, Pustet Verlag, Regensburg 2003, 304 Seiten, € 24,90 (Eine neue Gesamtwürdigung Friedrichs des Großen und seiner Zeit ist schon seit langem ein Desiderat der Forschung. Um so erfreulicher, daß Joachim Kunisch eine solche als Bilanz seiner jahrzehntelangen Arbeit jetzt vorgelegt hat. Herausgekommen ist ein verständlich geschriebenes Porträt Friedrichs, das den König wohltuend nüchtern und aus seiner Zeit heraus betrachtet.

Dabei bezieht der Autor auch neueste Thesen in seine Darstellung ein, wie etwa jene, nach der Friedrich das Scheitern seines Fluchtplans im August 1730 selbst einkalkuliert habe und es sich dabei um eine bewußt herbeigeführte Zuspitzung des Machtkampfes mit seinem Vater gehandelt haben könnte. Aus der Zeit heraus beurteilt Kunisch auch Friedrichs Überfall auf Schlesien und die darauf folgenden Kriege, denen er zu Recht breiten Raum gibt. Für Kunisch ist Friedrich „eine Ausnahmeerscheinung unter den Heerführern des 18. Jahrhunderts“, auch wenn er „keinen neuen, das Erscheinungsbild bewaffneter Konflikte grundlegend verändernden Prinzipien gefolgt ist“. Der große Unterschied zu seinen österreichischen und russischen Gegenspielern bestand darin, daß „der König als oberster und keineswegs entrückter Kriegsherr“ mitten unter seinen Soldaten war. Die Gegenwart des Königs hatte aber nicht nur Auswirkungen auf die Moral der Truppe, sondern auch auf die Art der Kriegführung. Während seine Kontrahenten in ihrer Abhängigkeit von Herrscher und Kabinett „nur Maßnahmen ergreifen durften, deren Risiko absolut be?rechenbar erschien“, mußte sich Friedrich um solche Rücksichten nicht kümmern. Es ist die sich daraus ergebende „zupackende Entschlossenheit“, die Friedrichs Überlegenheit und Ruf mit ausmachte.

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Natürlich muß sich auch Johannes Kunisch der Frage nach der historischen Größe Friedrichs stellen. Doch nennt er diese „eine fiktionale Kategorie, die allenfalls eine Annäherung an ein historisches Individuum ermöglicht“ und die somit weder für die Deutschen noch für die Weltge?schichte beantwortet werden könne. Für Kunisch liegt der „unbestreitbare Rang“ Friedrichs in dessen Herrschaftsauffassung, die „sich hingebungsvoll und uneigennützig an den Erfordernissen der preußischen Monarchie orientierte“. Daß der „Alte Fritz“ sich standhaft weigerte, gesellschaftliche oder künstlerische Entwicklung wahrzunehmen, und seine Herrschaft so in Stagnation endete, übersieht der Autor trotz aller Anerkennung nicht.

Rezension: Oster, Uwe A.

Kunisch, Johannes
Friedrich der Große – Der König und seine Zeit
Verlag C. H. Beck, München 2004, 624 Seiten, Buchpreis € 29,90
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