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Friedrich Weißler – Ein Jurist und bekennender Christ im Widerstand gegen Hitler

Gailus, Manfred

Friedrich Weißler – Ein Jurist und bekennender Christ im Widerstand gegen Hitler

Am 19. Februar 1937 wurde der ehemalige Landgerichtsdirektor Friedrich Weißler im Konzentrationslager Sachsenhausen brutal von Wachmännern der SS ermordet. Er war evangelischer Christ, stammte aber aus einer jüdischen Familie und galt während des Nationalsozialismus als „Nicht-Arier“.

In seinem gut geschriebenen Buch erzählt der versierte Kirchenhistoriker Manfred Gailus, der Neuere Geschichte am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin lehrt, Leben und Wirken dieses eindrucksvollen Menschen im Kontext der Politik- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Dafür hat er den Nachlass Weißlers sowie zahlreiche Archivmaterialien gründlich ausgewertet.

Gailus schildert die Herkunft des 1891 in Oberschlesien geborenen Georg Friedrich Weißler aus einer bildungsbürgerlichen Familie im Kaiserreich und seinen Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg als Kriegsfreiwilliger, der bis zum Leutnant befördert wurde. Der promovierte Jurist wirkte in der Weimarer Republik an verschiedenen Gerichten, bis er 1932 Landgerichtsdirektor in Magdeburg wurde. Weißler verfasste zahlreiche Artikel für juristische Fachzeitschriften und gab eine fortlaufende Gesetzessammlung, das „Preußische Archiv“, heraus.

Im Februar 1933 jedoch wurde er von SA-Männern in seinem Büro überfallen und kurz darauf suspendiert. Im Juli entließ man ihn endgültig aus dem Justizdienst. In Berlin wirkte Friedrich Weißler dann als juristischer Berater der Kanzlei der „Bekennenden Kirche“ (eine Bewegung evangelischer Christen, die sich gegen die Gleichschaltung von Lehre und Organisation der evangelischen Kirche in Deutschland wandte). Hier arbeitete Weißler eng mit Karl Barth und Martin Niemöller zusammen. Er war an den Beratungen über eine Denkschrift an Adolf Hitler zur Lage der Christen im „Dritten Reich“ beteiligt, die die Dechristianisierung der deutschen Gesellschaft und den Antisemitismus kritisierte.

Kurz darauf erschien dieses Papier in ausländischen Tageszeitungen, was einen politischen Skandal auslöste. Weißler geriet in Verdacht, das Papier illegal weitergegeben zu haben, und wurde beurlaubt. Tatsächlich hatte er es lediglich an einen Vertrauten zur Diskussion übergeben. Im Oktober 1936 wurde er von der Gestapo verhaftet – und von der „Bekennenden Kirche“ entlassen. Die Beweise für einen Prozess reichten jedoch nicht aus, Weißler wurde in das Konzentrationslager Sachsenhausen überführt und kurz darauf ermordet. Eindrucksvoll, ja beklemmend lesen sich die im Anhang abgedruckten persönlichen Briefe Weißlers, die er während seiner Haftzeit schrieb. Das Magdeburger Landgerichtsgebäude ist seit 2008 nach Friedrich Weißler benannt.

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Rezension: Prof. Dr. Rainer Hering

Gailus, Manfred
Friedrich Weißler – Ein Jurist und bekennender Christ im Widerstand gegen Hitler
Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, 316 Seiten, Buchpreis € 30,00
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