„Die Welt zu Gast bei Freunden“ – das Motto der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft unterstreicht den Willen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), das Land als weltoffenen Gastgeber zu präsentieren, der mit seiner Vergangenheit umzugehen weiß. Dabei tat sich der nationale Verband mit seiner eigenen Geschichte lange schwer und verdrängte die Zeit zwischen 1933 und 1945, indem man sich auf die vermeintlich „unpolitische“ Rolle des Fußballs in Nazi-Deutschland zurückzog.
Erst das 100jährige DFB-Jubiläum im Jahr 2000 brachte neue Bewegung in die Forschung und gab dem kürzlich erschienenen Buch von Nils Havemann den Anstoß. Unter dem Titel „Fußball unterm Hakenkreuz“ beleuchtet der Autor darin die Stellung des Volkssports während der NS-Diktatur. Zur Sprache kommen in dem gut recherchierten Werk unter anderem die Vorgeschichte des DFB während des Kaiserreichs und der Weimarer Republik, die (bereitwillige) „Gleichschaltung“ nach 1933, die Ausgrenzung jüdischer Sportler sowie die propagandistische Funktion der Nationalelf während des Krieges. Das Buch besticht durch die fundierte Darstellung aller Aspekte, Detailkenntnis sowie ausgewogene Wertungen. Eingeschränkt wird die Leserlichkeit jedoch zuweilen durch ein Übermaß an eingestreuten Zitaten.
Rezension: Böhles, Marcel