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Gemüseheilige – Eine Geschichte des veganen Lebens

Fritzen, Florentine

Gemüseheilige – Eine Geschichte des veganen Lebens

Kaum eine Form der Ernährung hat in den vergangenen zehn Jahren einen vergleichbar kontinuierlichen Aufmerksamkeitszuwachs erfahren wie der Veganismus. War dieser am Ende des letzten Jahrtausends noch Teil einer Konsumnische, in der sich vor allem radikale Tierschützer, Linksalternative und besonders konsequente Lebensreformer wohl fühlten, ist er mittlerweile zu einem markttauglichen Trend geworden.

Die Publikation von Florentine Fritzen fügt sich in diese Entwicklung ein und macht zugleich in überzeugender Weise deutlich, dass der Verzicht auf tierische Produkte unabhängig vom Begriff „Veganismus“ auf eine Tradition zurückblicken kann, die bis zu den Anfängen der vegetarischen Bewegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreicht.

Von diesen Anfängen ausgehend, skizziert Fritzen überwiegend chronologisch die „Geschichte des veganen Lebens“ – die mitnichten nur eine Ernährungsgeschichte ist – bis in die Gegenwart. Ihr Fokus liegt auf dem deutschsprachigen Raum. Die im Zusammenhang der Geschichte der vegetarisch-veganen Bewegung obligatorischen Blicke nach Großbritannien, wo der Vegetarismus als soziale Bewegung seinen Ursprung hat, bindet sie dabei geschickt in ihre Erzählung ein.

Der Buchumschlag informiert über die anvisierte Zielgruppe. Es soll ein Buch sein „für alle, die Tierprodukte ganz oder teilweise meiden und mehr über ihre Vorgänger wissen wollen. Und für alle, die die vielen Veganer um sich herum besser verstehen wollen“. Aus diesem Anspruch leitet sich die Gestaltung des Bandes deutlich ab.

Wer mit wissenschaftlichen Erwartungen dieses Buch in die Hand nimmt, wird nur mit Einschränkungen Freude haben. Zwar ist Florentine Fritzen zweifellos eine ausgezeichnete Kennerin der vegetarisch-veganen Bewegung, zu der sie sich auch in wissenschaftlichen Publikationen bereits geäußert hat, und sie kann auch in diesem Buch neue Erkenntnisse präsentieren, insbesondere zur jüngeren Geschichte des Veganismus. Aber das Werk kommt fast ohne Fußnoten und Quellenverweise aus, was gerade angesichts der quellennahen Schreibweise Fritzens den wissenschaftlich interessierten Leser mit etwas Bedauern zurücklässt.

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Florentine Fritzen stellt die Vielfalt der Argumente für den Verzicht auf tierische Produkte ausführlich dar und beleuchtet kritisch, was kritisch zu sehen ist, so beispielsweise die Nähe einiger Veganerinnen und Veganer zu rechtskonservativen Kreisen. Sie berichtet von dem Wunsch nach konsequentem Verzicht auf tierische Produkte, aber auch von Kompromissen mit dem Ziel, die vegetarisch-vegane Bewegung für möglichst viele Menschen anschlussfähig zu halten. Und in anschaulicher Weise schildert sie verschiedene Konflikte, die sich nicht nur zwischen den „Gemüseheiligen“ und den Fleischessern, sondern auch innerhalb der vegetarisch-veganen Bewegung ergaben.

Insgesamt merkt man dem Buch die Sympathie der Autorin für den Veganismus durchaus an. Die explizit angesprochene Zielgruppe wird sich daran nicht stören. Aber auch für ein allgemein interessiertes Lesepublikum bietet dieses Buch einen inhaltlich fundierten und gut lesbaren Überblick über die Geschichte des Veganismus.

Rezension: Dr. Ole Fischer

Fritzen, Florentine
Gemüseheilige – Eine Geschichte des veganen Lebens
Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2016, 183 Seiten, Buchpreis € 21,90
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